Als Mediziner müssen wir viel Wissen innerhalb kürzester Zeit abrufen. Doch in stressigen Situationen ist das bei dieser Informationsflut nicht immer einfach.
Daher haben wir uns gedacht, dir 4 Eselsbrücken an die Hand zu geben. Von der richtigen Notfall-Anamnese bis hin zur guideline-konformen Behandlung des Status asthamticus.
Unsere Eselsbrücken sind nicht nur einfach zu merken, sondern werden dir ganz sicher auch deinen Arbeitsalltag erleichtern.

#1: Mit dem „SAMPLE“ machst du eine Notfall-Anamnese

Stell dir folgende Situation vor: Ein verletzter Patient kommt zu dir in die Notfall-Ambulanz und du führst eine Anamnese durch. Weißt du noch, worauf du dabei achten musst?
Um keine wichtigen Fragen auszulassen, haben wir für dich folgende Eselsbrücke parat:

  • S steht für Signs & Symptoms (Symptome): Schaue dir den Patienten genau an und achte auf die Symptome. Hat er Luftnot, Juckreiz etc.?
  • A steht für Allergies (Allergien): Frage deinen Patienten, ob er Allergien hat.
  • M steht für Medication (Medikamente): Kläre ab, welche Medikamente er nimmt.
  • P steht für Past Medical History (Patientenvorgeschichte): Frage ihn, was passiert ist. Hat er irgendwelche Vorerkrankungen? Gibt es evtl. einen Arztbrief dazu?
  • L steht für Last Meal (letzte Mahlzeit): Was hat der Patient als letztes zu sich genommen?
  • E steht für Events (Ereignisse): Gab es ein Ereignis, das mit dem jetzigen Zustand des Patienten zusammenhängt?

Falls du das Gelesene festigen möchtest, kannst du dies mit unserem Video tun. Wir haben dir nämlich das SAMPLE in 60 Sekunden in diesem Video erklärt: [embedyt] https://www.youtube.com/watch?v=PFK-T5fZQDM[/embedyt]

#2: Die „Mona Lisa“ hilft dir einen Herzinfarkt zu behandeln

Um einen Herzinfarkt zu therapieren, halte dich an folgende Eselsbrücke:

  • M steht für Morphium: Die neuen ESC-Leitlinien geben vor, dass Morphium bei Herzinfarkt als Medikament der Wahl verabreicht werden muss. Dies nimmt Schmerzen und Angst.
    Das Herz hat dadurch weniger Arbeit und der Sauerstoffverbrauch sinkt bei gleichzeitiger Erhöhung des Sauerstoff-Angebots.
    Dein Patient bekommt gefühlt auch gleich viel besser Luft.
  • O steht für Sauerstoff: Nach neuesten ESC-Leitlinien wird bei einem STEMI Herzinfarkt nur mehr bei Sauerstoffsättigungswerten (SaO2) unter 90%  die Gabe von Sauerstoff empfohlen.
  • N steht für Nitrate: Da die Verabreichung von Nitro keine Vorteile zeigt, empfiehlt die ESC die Gabe beim STEMI nicht mehr. Eine kleine Merkhilfe für dich: Die Mona Lisa hat das N verloren.
  • A steht für Aspirin: Verabreiche deinem Patienten mindestens 250 mg Aspisol intravenös.

Weitere Informationen zur Behandlung von STEMI Herzinfarkt, findest du in unserem Beitrag „Neue Leitlinien der ESC für die Be­hand­lung von STEMI Infarkt“.
Darin erfährst du ganz genau, was sich alles bei den ESC-Richtlinien geändert hat. Um zum Beitrag zu gelangen, klicke einfach auf den nachfolgenden Link: https://simulationcenters.com/neue-leitlinien-der-erc-fuer-die-behandlung-von-stemi-infarkt/

#3: Mit „LMNOP“ therapierst du eine Links-Herzinsuffizienz

Dein Patient leidet unter Links-Herzinsuffizienz? Das heißt: Die Pumpleistung des linken Herzens ist unzureichend.
Merke dir diese Eselsbrücke und du weißt, was du als Therapie tun kannst:

  • L steht für Lasix: Verabreiche Lasix. Dabei handelt es sich um den Wirkstoff Furosemid, das harntreibend wirkt und mit dem der Patient große Mengen an freiem Wasser ausscheiden kann.
  • M steht für Morphium: Gib deinem Patienten Morphium zur Entspannung. Zudem senkt es den peripheren Widerstand des Herzkreislaufsystems (Nachlast).
  • N steht für Nitrate: Nitrate kannst du weiterhin auch bei Links-Herzinsuffizienz geben, jedoch nicht bei STEMI-Herzinfarkten!
  • O steht für Sauerstoff: Verabreiche deinem Patienten Sauerstoff für eine bessere Oxygenierung (= Prozess der Sauerstoffbindung an das zweiwertige Eisen des Hämoglobins).
  • P steht für Pulmonale Ventilation: Es kann auch sein, dass dein Patient im weiteren Verlauf beatmungspflichtig wird. Halte daher rechtzeitig mit einem Intensivmediziner Rücksprache.

#4: Mit „o-shit“ den Status asthmaticus behandeln

Beim Status asthmaticus handelt es sich um anhaltende schwere Symptome eines Asthmaanfalls über einen längeren Zeitraum. Merke dir folgende Eselsbrücke und du weißt, mit welchen Medikamenten du den Status asthmaticus behandeln kannst:

  • O steht für Sauerstoff: Verabreiche deinem Patienten Sauerstoff für eine bessere Oxygernierung.
  • S steht für Salbutamol: Als nächstes musst du die Bronchien erweitern. Dies machst du mit Salbutamol, einem β2-Sympathomimeticum. Verabreiche es titriert und langsam.
  • H steht für Hydrocortison: Hydrocortison ist ein schnell wirksames hochpotentes Kortison. Es wirkt komplexer und hemmt unter anderem den Spasmus der Bronchien.
  • I steht für Ipratropiumbromid: Dieses Medikament wirkt ebenfalls erweiternd auf die Bronchien und wird bei chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen und bei Herzrhythmusstörungen eingesetzt.
  • T steht für Theophyllin: Hierbei handelt es sich um ein Alkaloid aus Teeblättern, das bronchienerweiternd wirkt.

Abgesehen von dieser Eselsbrücke kannst du deinem Patienten auch noch Ketamin i.v. verabreichen (0,1-0,5mg/kg Körpergewicht). Dieses erweitert ebenfalls die Bronchien und bewirkt zusätzlich eine Analgosedierung.
Als letztmöglicher Weg eignet sich Adrenalin. Wichtig ist es, dabei mit einer geringen Dosis zu beginnen. 1 mg wird dabei auf 100 ml verdünnt und langsam und titriert (1-2 ml weise) verabreicht.

Fazit: Eselsbrücken können Leben retten

In diesem Beitrag haben wir dir 4 Eselsbrücken gezeigt, die dir deinen Arbeitsalltag als Mediziner erleichtern.
Denn es ist wichtig, als Mediziner in Stresssituationen schnell und richtig zu reagieren. Eselsbrücken können dir dabei helfen und zum wahren Lebensretter werden.
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Ja, ich will an einem High-Tech-Simulator trainieren!
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