Aufgrund der aktuellen Situation und der allgemeinen Verunsicherung in der Bevölkerung – derzeit aufgrund des neuen Coronavirus (CoViD-19) – will ich dir mit diesem Beitrag die 5 gefährlichsten Infektionskrankheiten in Erinnerung rufen.
Was sind nun die 5 „gefährlichsten“ Infektionskrankheiten?
Um diese Frage korrekt beantworten zu können müssen wir uns zuerst einer anderen Frage widmen: Was heißt eigentlich „gefährlich“?
Nun kann man die Gefährlichkeit von Infektionen natürlich über viele verschiedene Kriterien definieren. Nimmt man beispielsweise die Summe aller DALYs (Disability-adjusted-life-years) als Kriterium, so würde in Europa die Influenza an erster Stelle stehen. Wertet man allerdings lediglich die Summe aller durch Infektionen verursachten Todesfälle aus, so befinden sich Krankheiten wie die Pest, Cholera oder Tuberkulose ganz oben auf der Liste.
In diesem Blog Artikel werde ich mich mit meiner Auflistung immer auf die Letalität einer Erkrankung beziehen. Die Letalität ist definiert als die Anzahl der Todesfälle pro Anzahl der Erkrankten. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass unter dieser Annahme das Ausbreitungspotential, sowie die Häufigkeiten der Infektionen, nicht berücksichtigt werden.
Top 5 der tödlichsten Erreger weltweit (bezogen auf die Letalität):
#1: Prionenerkrankung (Creuzfeld-Jakob) 100%
#2: Ebola 50-90%
#3: Tollwut 92%
#4: Schlafkrankheit 10-70%
#5: Krim-Kongo-Fieber 50%
#1 Creutzfeltd-Jakob-Krankheit
Dabei handelt es sich um eine übertragbare spongiforme Enzephalopathie, die aufgrund eines fehlgefalteten Prionenproteins auftritt. Die genaue Entstehung der Erkrankung ist bislang noch nicht geklärt. Man geht allerdings von vier verschieden Formen aus, welche entweder sporadisch, genetisch, iatrogen oder durch verseuchte Nahrungsmittel (BSE) entstehen können.
In jedem Fall kommt es zu einer Veränderung der physiologischen Form des PrP Proteins. Dieses liegt normalerweise als alpha-Helix im ZNS sowie im Retikuloendothelialen-System vor. Seine genaue Aufgabe ist ebenfalls noch unklar. Kommt es nun aber zu einer spontanen Konformationsänderung einer alpha-Helix in ein ß-Faltblatt, so wird eine Kettenreaktion ausgelöst, sodass sich mit der Zeit auch die benachbarten Prionenproteine umlagern.
Die Klinik präsentiert sich auch hier zunächst sehr unspezifisch mit Müdigkeit, Schlafstörungen oder Gewichtsverlust. Im weitern Verlauf kommen neurologische Symptome wie Persönlichkeitsveränderungen, Demenz und Ataxie zum Vorschein.
Heilung ist leider auch bei dieser Erkrankung noch nicht in Sicht. Der Tod kann innerhalb weniger Monate eintreten oder einige Jahre dauern.
#2 Ebola-Fieber
Die Erkrankung wird vom Ebola-Virus ausgelöst. Es gibt 5 verschiedene Virusarten, die alle zur Gattung der Filoviridae gehören. Es wird angenommen, dass die Erkrankung ursprünglich von Flughunden auf den Menschen übergesprungen ist. Der genaue Übertragungsweg ist noch nicht geklärt. Allerdings geht man davon aus, dass die Viren über den Kot der Flughunde auf Früchte oder Blätter gelangen, und von dort wiederum auf den Menschen. Die Ansteckung von Mensch-zu-Mensch geschieht vor allem durch direkten Kontakt mit Infizierten.
Die ersten Symptome einer Ebola-Infektion treten ca. eine Woche nach der Infektion auf. Zu Beginn sind die Symptome unspezifisch und ähneln der gewöhnlichen Grippe mit Fieber, Hals- und Muskelschmerzen, sowie einer ausgeprägten Müdigkeit. Im weiteren Verlauf kommen dann hämorrhagische Symptome wie Bluthusten oder Erbrechen dazu. Bis zu 90% der infizierten versterben anschließend an einem Multiorganversagen.
Eine Impfung sowie zugelassene Medikamente gibt es derzeit noch nicht. Die Therapie besteht in der Behandlung der Symptome.
#3 Tollwut
Die Tollwut wird vom Rabies-Virus ausgelöst. Dieser gelangt durch Bisswunden von Haus- oder Wildtieren in den Körper. Das Virus vermehrt sich zuerst im Muskel, bis es über die Axone zu den zentral gelegenen Neuronen gelangt. Da sich das Virus vor allem im Nervensystem aufhält, reagiert die Immunantwort erst sehr spät.
Die Erkrankung verläuft meist in 3 Phasen. Im Prodromalstadium äußert dein Patient vor allem Allgemeinbeschwerden wie Kopfschmerz, Fieber und Übelkeit. Danach folgt das Enzephalitische Stadium, in dem es zu Verwirrtheit, Reizbarkeit und Speichelfluss kommt. Das finale Stadium betrifft den Hirnstamm. Es kommt zu Hirnnervenlähmungen, tonisch-klonischen Krämpfen bis hin zum Atem-Kreislaufstillstand.
Oft sind die Patienten bis zum Schluss hin bei vollem Bewusstsein. Unbehandelt verläuft die Tollwut, bis heute immer letal. Allerdings gibt es einen Impfstoff, sowie eine Postexpositionsprophylaxe mit der man die Letalität auf bis zu 30% senken kann.
#4 Schlafkrankheit
Die Erkrankung wird durch Protozoen, den Trypanosomen, ausgelöst. Diese werden vor allem in Afrika durch den Stich der Tse-Tse Fliege auf den Menschen übertragen. Eine Infektion erkennst du am sogenannten „Trypanosomenschanker“. Damit ist eine erythematöse Schwellung mit zentralem Bläschen rund um die Einstichstelle gemeint. Neben den normalen Infektionszeichen wie Fieber, Schüttelfrost und Gliederschmerzen erkennst du in den Laborwerten deines Patienten eine Anämie sowie eine Thrombozytopenie. Nach einigen Wochen bis Monaten erreichen die Erreger das ZNS wo sie sich in Form eines Parkinson-ähnlichen Krankheitsbildes äußern. Danach verfallen die Patienten in den namensgebenden Dämmerzustand, der nach einiger Zeit dann zum Tod führt.
Es gibt einige zugelassene Medikamente, die allerdings alle mit erheblichen neurotoxischen Nebenwirkungen verbunden sind. Die Letalität wird daher auch heute noch auf bis zu 70% geschätzt.
#5 Krim-Kongo-Fieber
Die Erkrankung gehört wie auch Ebola zu den hämorrhagischen Fiebern. Sie wird von Bunyaviren ausgelöst, die durch einen Zeckenbiss in den Patienten gelangen. Die ersten Symptome sind auch hier wieder unspezifisch und Erinnern an eine Grippe. Daher solltest du wie bei allen Infektionskrankheiten ein spezielles Augenmerk auf die Reiseanamnese legen. Die Erkrankung kommt vor allem in Südosteuropa (Bulgarien, Ungarn, Türkei) vor.
Nach 3-4 Tagen beginnt dann der hämorrhagische Teil, der von ausgeprägten Petechien, Epistaxis und Darmblutungen geprägt ist. Die Blutungen führen zum Multiorganversagen und somit zum Tod des Patienten.
Die Therapie bezieht sich auch hier leider hauptsächlich auf die Symptombehandlung. Eine Impfung ist derzeit noch nicht auf dem Markt.
Fazit
Alle diese 5 Erkankungen sind zwar selten, doch ist es aufgrund der schweren Verläufe umso wichtiger, diese frühzeitig zu erkennen und in Notfallsituationen richtig zu handeln.
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