Ein ACLS Kurs ist nichts für schwache Nerven! Warum dem so ist, erfährst du in diesem Beitrag. Auch geben wir dir gleich eine How-To Anleitung zum guidelinekonformen Lösen der Szenarien mit.

Szenario akuter STEMI-Herzinfarkt

Ein akuter Myokardinfarkt ist für Ersthelfer immer mehr als spannend. Ein Patient, der um Luft ringt oder mit stärksten Schmerzen kämpft ist für uns Retter eine wirkliche Herausforderung. Noch dazu haben sich vor kurzem die STEMI-Herzinfarkt Guidelines weltweit geändert. Das verunsichert zusätzlich eintreffendes Notfall-Personal.

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Was hat sich 2017 bei der Behandlung eines STEMI-Herzinfarkts geändert?

Wenn Du wissen willst, was sich bei der Behandlung vom Herzinfarkt heuer geändert hat, dann klicke bitte hier:
https://simulationcenters.com/neue-leitlinien-der-erc-fuer-die-behandlung-von-stemi-infarkt/

Was kannst du beim Herzinfarkt als Ersthelfer tun? Eine How-To Schritt für Schritt Anleitung

  1. Du bist der Wichtigste. Ist die Unfallstelle sicher? Sitzt neben deinem Patienten eine Bulldogge? Prüfe, ob die Sicherheit garantiert ist. Wenn nicht, rufe die Polizei und wähle 133 in Österreich und 112 in Deutschland.
  2. Beruhige Deinen Patienten. Rede ihm gut zu, gib ihm die Hand und lasse ihn nicht alleine! Das senkt Vor- und Nachlast vom Herz. Warum das so wichtig ist? Damit der Sauerstoffverbrauch deines Patienten gesenkt wird. Wenn das Herz langsamer schlagen kann, hat es mehr Zeit in der Diastole durchblutet zu werden. Deinem Patienten geht es gleich besser.
  3. Öffne Fenster und alarmiere die Rettung. Sprich am besten in der „Wir“ Form. „Wir rufen die Rettung. Wir schaffen das. Wir fahren gemeinsam ins Krankenhaus!“ Das schafft Vertrauen und beruhigt deinen Patienten noch mehr. Achtung an dieser Stelle mit Sauerstoffgabe: Sauerstoff darf man nur mehr geben, wenn dein Patient Sättigungswerte unter 90% hat! Andernfalls steigerst du die Mortalität!
  4. Lege deinem Patienten einen i.v. Zugang. Langsam und ruhig. Verabreiche nun Morphium (z.B. Vendal) titriert. Fange mit 3mg an und steigere dich alle zwei Minuten um 2mg, bis dein Patient schmerzfrei ist. Das senkt wieder die Nachlast am Herzen, weil der Sympathikotonus weiter abnimmt.
  5. Schreibe ein 12 Kanal EKG. Dadurch wird im Krankenhaus nachweislich die Diagnosestellung beschleunigt.
  6. Finger weg vom Nitro! Nach aktuellen Leitlinien gibt es kein Nitro mehr beim STEMI Infarkt.
  7. Verabreiche deinem Patienten 250mg Aspirin (Aspisol).

Sollte dein Patient zum Kammerflimmern anfangen, starte unverzüglich mit der Reanimation.

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Szenario Polytrauma

Ein Polytrauma ist eine große Herausforderung für Ärzte, Pflege und Sanitäter. Es müssen so viele Dinge gleichzeitig bedacht werden, dass man schnell überfordert werden kann. Daher zählt dieses Szenario zu den spannendsten Szenarien in unserem ACLS Kurs.

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Foto (c) – Markus Neuberger, AFN Hamburg

Du kommst zum polytraumatisierten Patienten – was musst du jetzt beachten und tun?

  1. Gewährleiste Sicherheit für dich, Sicherheit für dein Team und Sicherheit für deinen Patienten. Pass auf heranfahrende Autos auf, sichere die Unfallstelle ab.
  2. Sprich deinen Patienten an. Reagiert er? Wenn ja, wäre es perfekt. Wenn nein, dass prüfe die Atmung. Öffne die Atemwege und versichere dich für 10 Sekunden, ob dein Patient atmet. Wenn ja, dann ist er definitionsgemäß bewusstlos. Drehe ihn in die stabile Seitenlage. Wenn er nicht atmet, beginne unverzüglich mit der Wiederbelebung.
  3. Der ABCDE Check ist obligat. A = Airway. Ist der Atemweg frei? B = Breathing. Atmet der Patient? C = Circulation. Hat dein Patient einen Kreislauf? D = Disability. Prüfe die Pupillen deines Patienten. Ist er neurologisch auffällig? E = Exposure. Entkleide deinen Patienten und prüfe, ob äußere oder innere Verletzungszeichen bestehen. Bretthartes Abdomen wäre ein Hinweis auf eine innere Blutung. Wir haben für Dich ein Video gedreht, damit du den ABCDE Approach nochmals verinnerliche kannst: Hier klicken und Video ansehen!
  4. Behandle jetzt spritzende Blutungen. Drücke diese mittels Finger, Faust oder Druckverband ab, solange, bis sie nicht mehr bluten.
  5. Überlege was du nun tun solltest: „Load and go.“ oder „Stay and play.“ Bist du in der Nähe eines Krankenhauses, dann ist „Load and go“ oft die beste Wahl. Bist du weit in der Peripherie, dann lieber Patient stabilisieren und „Stay and play!“.
  6. Schutzreflexe vorhanden? Wenn nicht, überlege eine Intubation. Aber nur, wenn du darin geübt bist. Sonst verwende Larynmasken oder Larynxtuben.
  7. Schütze die HWS mittels Stiffneck.
  8. Lege mindestens 2 i.v. Zugänge und verabreiche warme kolloidale Infusionslösungen. Am besten misst du die Rekapillarisierungzeit. Unter zwei Sekunden ist alles ok, über 2 Sekunden Volumen weiter verabreichen.
  9. Nachdem dein Patient halbwegs stabilisiert wurde, packe ihn schonend ein und fahre die nächste größere Klinik an.

Wir wissen, dass dieses Szenario nicht einfach ist. Aber der Blog heisst ja auch die 3 spannendsten und nicht die 3 einfachsten Szenarien!

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Szenario supraventrikuläre tachykarde Herzrhythmusstörung

Herzrhythmusstörungen stehen nicht auf der Tagesordnung und überfordern daher ganz leicht Ersthelfer. Dieses Szenario ist bei unserem ACLS Kurs immer mehr als spannend, da diese Szenarien nicht schwarz und weiß sind sondern viel Fingerspitzengefühl unserer KursteilnehmerInnen abverlangt.

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Was tun bei einer Schmalkomplex-Tachykardie? Eine How-To Anleitung

  1. Spricht der Patient mit dir? Seit wann besteht die Rhythmusstörung? Wenn dein Patient mit dir spricht, ist es mal halb so schlimm. Man spricht dann von einer stabilen Tachykardie. Wenn der Patient nicht mehr mit dir spricht, niedrige Blutdruckwerte hat oder eine niedrige SaO2 Sättigung aufweist, dann ist die Situation kritisch und du musst schnell handeln. Und das vor allem richtig.
  2. Wie erkennst du eine supraventrikuläre Tachykardie? Was zeigt dein EKG: Sind die Kammerkomplexe schmal oder breit? Schmal spricht für einen supraventrikulären Ursprung, breite Komplexe für einen ventrikulären Ursprung.
  3. Kritische Tachykardien behandelt man beim wachen Patienten mit einem Press-Versuch bzw. vagalen Manöver (etwas kaltes auflegen am Hals). Achtung bei Carotis Massagen: es können sich bei älteren Patienten Plaque lösen und Schalganfälle triggern. Hüte dich also bei internistisch kranken älteren Patienten.
  4. Ist dein Patient ansprechbar, die Rhythmusstörung schmal (supraventrikulär) und es wird nicht besser auf vagale Manöver, dann verabreiche 150mg Amiodaron i.v. langsam. Ist dein Patient nicht ansprechbar, dann verabreiche 6mg Adenosin i.v. schnell appliziert unter Reanimationsbereitschaft. Achtung: eine auftretende Asystolie ist hier zu erwarten und für 20 Sekunden normal. Sprich daher vorher mit deinem Patienten und erkläre ihm, dass ihm kurz schwarz vor den Augen wird.
  5. Besteht die Schmalkomplextachykardie weiterhin, verabreiche 12mg Adenosin und bleibe unter Reanimationsbereitschaft.
  6. Erwäge nun eine synchronisierte Kardioversion mit 0,5 – 1 J /kg Körpergewicht. Achtung bei wachen Patienten: Kardioversionen sind schmerzhaft und müssen sediert werden. Merke: desto instabiler desto schneller und eher Strom.
  7. Kläre vor allem innerklinisch die Ursache für die Tachykardie ab. Gibt es Elektrolytstörungen? Ziehe einen Kardiologen hinzu!

Supraventrikuläre Tachykardien mit hämodynamischer Zeichnung überfordern oft unerfahrene KollegInnen. Wir hoffen mit unserer How-To Anleitung Licht in den Tachykardie Jungel gebracht zu haben!

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Fazit

Ein ACLS Kurs ist super spannend und sinnvoll für jeden Notfallmediziner. Die 2 Tage vergehen wie im Flug – und wenn man am Ende bahaupten darf, man ist ACLS Provider darf man wirklich stolz sein! Wir gratulieren allen TeilnehmerInnen ganz herzlich zum bestandenen Kurs.

ACLS Provider Ausweise AHA

Foto: © pixelheadphoto – fotolia.com