Wir dürfen euch über einen spannenden Kindernotfalltag bei Simulation.Tirol in Mieming im Hotel Schwarz berichten. Am Freitag, den 21. April war es so weit. Pünktlich um 09:00 Uhr wurde begonnen. Nach einer kurzen Einführungsvorstellung durch den Geschäftsführer der Firma – Dr. Daniel Pehböck, selbst ein erfahrener und geschätzter Anästhesist an der Universitätsklinik in Innsbruck – ging es weiter mit dem Kennenlernen der einzelnen Kursteilnehmer. Dabei zeigte sich einmal mehr, wie breit das Spektrum der Teilnehmer gestreut ist.  Von einem internistischen Assistenzarzt aus Tirol über einen erfahrenen Anästhesieoberarzt und Notarzt aus München bis zu einer selbstständigen Hebamme aus Tirol waren unterschiedliche medizinische Berufsgruppen an diesem Kindernotfalltag interessiert.

Nach dem Einführungs- und Kennenlernteil ging es sofort in medias res, und zwar mit einem Neugeborenen. Kindernotfälle und speziell Neugeborene stellen für die meisten ÄrztInnen und NotfallmedizinerInnen die größte Herausforderung dar. Durch die zum Glück sehr niedrige Häufigkeit an schweren Notfällen bei Neugeborenen und Säuglingen (Kind im ersten Lebensjahr) ist es einerseits für den einzelnen Mediziner, die einzelne Medizinerin nicht möglich, ausreichend Erfahrungen im Umgang mit dieser Patientengruppe zu machen. Andererseits kommt zusätzlich sehr häufig die perakute Handlungsnotwenigkeit – ohne viel Zeit zum Überlegen – hinzu.

Ein gegebenenfalls nicht gerade erleichterndes Umfeld potenziert den bereits hohen Stresslevel bei den Einsatzkräften – z.B. neben der Sorge der Mutter um das Kind die beobachtenden Augen der Angehörigen oder auch der Vorgesetzten. Keine leichte Aufgabe! Damit die KursteilnehmerInnen jedoch genau auf diese Fälle besser vorbereitet sind, wurde ein Neugeborenes mit Herzkreislauf-Atemstillstand im Briefing vorgestellt. Initial wurden die Algorithmen der Basismaßnahmen der Wiederbelebung beim Neugeborenen von den Tutoren (Daniel und Günter) wiederholt. Dabei wurden die aufgestellten Poster der AHA genutzt. Anschließend gingen die KursteilnehmerInnen in den technisch hochausgestatteten Simulationsraum und fanden dort einen reglosen Säugling vor. Nach Durchführung des obligaten Sicherheitschecks des Umfeldes wurde sofort mit der Basisdiagnostik und den Basismaßnahmen der Wiederbelebung begonnen.

Dabei zeigten die KursteilnehmerInnen eine technisch einwandfreie Performance, sodass der Säugling in diesem Fall erfolgreich wiederbelebt werden konnte. Nach der erfolgreichen Simulation mit der modernen „Hightech- Puppe“ der Firma Gaumard wurde im Debriefingraum der Fall anhand der audiovisuellen Aufzeichnungen nachbearbeitet. Dabei wurde neben der technischen Durchführung der einzelnen Maßnahmen auch die Zusammenarbeit im Team besprochen, wobei wiederholt auf die CRM (Crew Resource Management)-Merksätze Bezug genommen wurde.
Nach einer Pause mit leckeren kleinen Süßspeisen und Kaffee sowie Lachsbrötchen mit Fruchtsäften und angeregten Unterhaltungen auf einer schönen Terrasse mit einer umwerfenden Aussicht auf die Tiroler Bergwelt bei schönem Wetter ging es, straff organisiert, in den nächsten Fall.

Dabei versorgten die Kursteilnehmer als Schockraumteam ein polytraumatisiertes Kind. Neben der Atemwegssicherung wurden Medikamente über einen gebohrten intraossären Zugang verabreicht. Die komplexe Versorgung eines polytraumatisierten Patienten, v.a. wenn es sich dann auch noch um ein Kind handelt, gehört sicherlich zu den Herausforderungen eines jeden Mediziners. Die KursteilnehmerInnen konnten auch diesen komplexen Fall sehr gut meistern und v.a. durften sie persönlich erleben, wie rasch und einfach die Durchführung einer intraossären Bohrung/Kanülierung vonstatten geht. Im Debriefing wurde der Fall sodann besprochen und auch aus diesem Szenario konnte jede/r TeilnehmerIn für den kommenden klinischen Alltag etwas mitnehmen.

Die weiteren Szenarien bestanden aus einem Verbrennungsfall mit einem verbrühten Kind sowie einem Aspirationsfall (aspirierter Kugeltupfer beim Zahnarzt) und zum Schluss noch einmal aus einem reanimationspflichtigen Säugling.

Das von den Trainern präsentierte Konzept der Fallvorstellung im Rahmen des Briefings mit einer pointierten, kompakten Wiederholung der Standardtherapie – quasi in der Nussschale ­- stellt ein sehr interessantes Konzept im Rahmen der Simulation dar: z.B. die kurze Wiederholung der unterschiedlichen therapeutischen Möglichkeiten bei einer Aspiration oder die primäre Therapie bei einer Verbrennung mit heißem Wasser. Wir sind persönlich überzeugt, dass diese Art des Lernens wesentlich eher als Frontalvorträge der Standardfortbildungen zu einer nachhaltigen Kompetenzerweiterung führt.

In Summe konnten wir im wahrsten Sinne des Wortes über eine medizinische Erlebnisfortbildung berichten. Angefangen mit einer attraktiven Location bis zu perfekter Kulinarik haben die Rahmenbedingungen gut gepasst. Das hochmotivierte und kompetente Team hat es verstanden, die KursteilnehmerInnen zu fordern und jedem etwas für den weiteren Weg in der Betreuung unserer kleinen Mitmenschen mitzugeben, für die wir doch alle gemeinsam verantwortlich sind.

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