Du als Arzt hast es täglich mit älteren Patienten zu tun – viele davon leiden dabei an Osteoporose. Auch wenn sie wegen anderen Beschwerden zu dir gekommen sind, beeinflusst diese Krankheit dein Vorgehen bei der Behandlung.
Auf welche Weise Osteoporose die Patienten beeinträchtigt und was du als Arzt in einem solchen Fall zu tun hast, will ich dir daher in dem folgenden Beitrag näher bringen.
Was ist eine Osteoporose?
Bei Osteoporose handelt es sich um eine sehr häufige Alterserkrankung der Knochen. Dabei kommt es zu einem Calcium-Mangel, der die Knochen porös und anfällig für Brüche macht.
Was bedeutet das für dich als Arzt?
Sollte dein Patient an Osteoporose leiden und unter neuaufgetretenen Schmerzen z.B. nach einem Sturz leiden, hast du als Arzt es in den meisten Fällen mit einem Bruch zu tun. Am häufigsten handelt es sich dabei allerdings um Wirbelkörper- oder Oberschenkelhalsbrüche.
Erstere können schnell oder über einen längeren Zeitraum passieren und auch Parästhesien auslösen. Dabei leiden vorwiegend Frauen an Wirbelkörpereinbrüchen, da ihr Östrogenspiegel und auch die Gewichtsverteilung des Eigengewichtes im Brustbereich sie dafür anfälliger macht als Männer.
Oberschenkelhalsbrüche hingegen stellen für den Patienten vor allem durch ihre Langwierigkeit eine Gefahr dar. Denn die Betroffenen müssen über einen längeren Zeitraum hin ruhig gelegt werden und können sich dabei weitere Komplikationen einhandeln wie Lungenentzündungen, Thrombosen oder gar Embolien.
Für alle Arten von Brüchen gilt jedoch: Der Patient ist oft sehr starken Schmerzen ausgesetzt, die gleich vor Ort gelindert werden müssen. Eine gute Schmerztherapie ist daher die einzige Hilfe, die du deinem Patienten akut anbieten solltest.
Außer der Scherztherapie vor Ort bleibt dir als Arzt nur noch eine schonende Bergung ins Krankenhaus übrig. Deine Aufgabe ist es dabei, durch vorsichtiges Hantieren keine weiteren Brüche zu riskieren. Das kann nämlich schneller passieren als du denkst.
Wie unterscheidet sich die Behandlung von Osteoporose-Patienten zu anderen Patienten?
Weil diese Krankheit vorwiegend bei älteren Personen vorkommt, musst du als Arzt vor allem diese 4 Punkte bei der Behandlung beachten:
1. Wertschätzung entgegenbringen
Oft übergehen Ärzte die Ansichten älterer Patienten, da sie äußerlich keine Anzeichen auf eine Verletzung erkennen können. Bring älteren Patienten stets maximale Wertschätzung entgegen und nimm jedes Anliegen – sei es noch so klein – sehr ernst. Spreche dabei laut und deutlich und verwende keine lateinischen Begriffe, um Vertrauen und Sicherheit aufzubauen.
2. Behutsames Vorgehen
Mit Osteoporose-Patienten musst du als Arzt noch vorsichtiger umgehen. Das heißt: Keine abrupten Handlungen tätigen, langsam vorgehen und mehr Zeit für die Versorgung einplanen. Auch beim Händedruck vorsichtig sein, viele Patienten leiden zusätzlich unter Arthrose und sind auch hier oft sehr schmerzgeplagt.
3. Vorsichtiges Stabilisieren und bandagieren
Achte darauf, dass du den Patienten dabei schonend und stets in der Achse drehst. So vermeidest du weitere Brüche. Beim Bandagieren solltest du am besten auf deinen Patienten hören: Die Haltung, die ihm am wenigsten Schmerzen bereitet, ist dabei die richtige.
4. Operativ schwer behandelbar
Weil die Knochen von Osteoporose-Patienten an Festigkeit verlieren, gestalten sich Operationen äußerst schwierig. Die Knochen sind so porös, dass Schrauben dabei zu wenig Halt finden. Daher können nach Brüchen vorerst meist nur die Schmerzen der Patienten gelindert werden.
Welche Fehler solltest du bei Osteoporose-Patienten vermeiden?
Heikel ist vor allem die Umlagerung und der Transport der Patienten. Solltest du als Arzt bei der Stabilisierung nicht vorsichtig genug sein, kann es sogar zu einer Querschnittslähmung kommen. Abruptes Vorgehen kann daher noch mehr Schaden anrichten.
Achtung: Osteoporose kann auch bei jungen Leuten vorkommen. In diesen Fällen handelt es sich um eine angeborene Krankheit und die Patienten müssen dieselbe vorsichtige Behandlung erfahren wie ältere. Am besten fragst du daher deinen Patienten (ob jung oder alt) vor der Behandlung, ob er an Krankheiten leidet.
Ein häufig auftretender Fehler: Ein Satz, den du als Arzt auf keinen Fall zu deinem Osteoporose-Patienten sagen darfst ist „Probieren Sie doch einmal langsam aufzustehen“. Der Patient vertraut auf dein Fachwissen als Arzt und würde mit einer solchen Bewegung weitere Brüche und starke Schmerzen riskieren. Erst ein Röntgen kann mehr über die Verletzungen sagen! Davor sollte sich der Patient so wenig wie möglich bewegen.
Meine Tipps für dich als Arzt
Um festzustellen, ob es sich bei deinem Rückenschmerz-Patienten um einen Osteoporose-Patienten handelt und er sich einen Wirbelbruch zugezogen hat, kannst du seine Körpergröße abmessen. Sollte diese kleiner sein als er denkt, ist dies ein Hinweis auf einen Wirbelkörperbruch.
Auch Hautfalten am Rücken, sogenannte „Tannenbaumphänomene“, sprechen für eine solche Verletzung.
Fazit: Im Zweifelsfall Vorsicht walten lassen
Wie du in diesem Beitrag sehen konntest, ist die Behandlung von Osteoporose-Patienten sehr heikel. Daher musst du in solchen Situationen als Arzt noch vorsichtiger vorgehen als gewöhnlich.
Daher gilt bei Osteoporose das Motto: Ruhig an die Sache rangehen und nichts überstürzen.
Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel hilfreiche Tipps für die Behandlung von Osteoporose-Patienten geben.
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Ja, ich will Stabilisierungen bei Osteoporose-Patienten üben!
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