Schlaganfälle sind selbst für uns Mediziner schwer zu erkennen. Wartest du nur 3 Minuten, kann dein Gegenüber schon Teile seines Gehirns für immer verloren haben. Wie du einen Schlaganfall erkennst und guideline-konform handelst, erfährst du in diesem Beitrag.

Zuerst die graue Theorie: Was ist ein Schlaganfall?

Unter einem Schlaganfall versteht man den Verschluss einer Arterie, bei dem das dahinterliegende Hirngewebe abstirbt. Der Auslöser dafür ist oft ein Blutgerinnsel. Dieses kann sich im Gehirn oder außerhalb (Herz, Halsschlagader) bilden.
Beim Verschluss erhalten die Nervenzellen nicht genügend Sauerstoff und sterben ab. Sie wachsen auch nicht mehr nach und es bleibt ein bleibender Nervenschaden.

3 Ursachen: Wie kommt es zu einem Schlaganfall?

#1: Thrombus beim Vorhofflimmern
In den Vorhöfen des Herzens bildet sich ein Blutgerinnsel (=Thrombus). Der Blutkreislauf befördert das Gerinnsel ins Gehirn und kappt dort die Blutzufuhr.
#2: Atherosklerose durch Plaques
Bei Plaques handelt es sich um Ablagerungen von Blutfetten, Blutgerinnseln und Kalk, etc., die die Gefäßwände der Arterien verstopfen. Plaques können sich solange ansammeln, bis das Gefäß komplett verschlossen ist.
Die Blutzufuhr ist damit unterbrochen. Vor allem bei Rauchern ist das häufig.
#3: Bläschenbildung im Blut
Nicht nur Ablagerungen können die Blutzufuhr stoppen, auch Luftbläschen können für die Blockade verantwortlich sein. Gelangen die Gasbläschen in den arteriellen Blutkreislauf verstopfen diese die Blutbahn und zerstören somit die Gewebestruktur. Das trifft v.a. unvorsichtige Taucher, die zu schnell auftauchen.

Wie erkennst du einen Schlaganfall?

Um einen Schlaganfall erkennen zu können, solltest du auf sensorische und motorische Ausfälle achten, die wiederum auch von Patient zu Patient unterschiedlich ausfallen können.
#1 Sensorischer Ausfall: Gefühlsstörungen

  • Fehlender Geruchssinn
  • Fehlender Geschmackssinn
  • Sehschwierigkeiten
  • Taubheitsgefühle der Gliedmaßen oder Teile des Gesichtes

Aber Vorsicht: Bei einem Taubheitsgefühl im Bein muss es sich nicht ausschließlich um einen Schlaganfall handeln. Es könnte auch die Bandscheibe sein. Betrachte dazu die Vorgeschichte des Patienten.
#2 Motorischer Ausfall:

  • Lähmung von Gliedmaßen
  • Herabfallende Mundwinkel

Wichtig bei Diagnose Schlaganfall: Auch immer mögliche Vorerkrankungen und die Lebensumstände des Patienten miteinbeziehen! Ein Patient über 60 Jahre, der starker Raucher ist und an Diabetes leidet, wird wahrscheinlicher an einem Schlaganfall erkrankt sein als ein Kind.

Was musst du tun?

1. Schnelles Eingreifen: Bring den Patienten so schnell wie möglich in die Klinik. Denn einmal zerstörte Neuronen können nicht mehr gerettet werden. Nur in der Klinik kann der Schlaganfall mithilfe eines CT sicher diagnostiziert werden.
2. Erste Therapiemaßnahme: In Absprache mit dem Neurologen, verabreiche dem Patienten ein blutverdünnendes Medikament und versuche ihn zu beruhigen.
Aber Vorsicht vor gerinnselauflösenden Medikamenten (Lyse-Therapie): Diese bedeuten bei einer Hirnblutung Lebensgefahr und können die Symptome noch verstärken.
3. In der Klinik:  Im Schlaganfallzentrum wird nun die sofortige Revaskularisation angestrebt – jede Minute zählt. Nicht unnötig die Therapie verzögern!
Dabei gilt: Je größer das betroffene Hirn-Gefäß, desto größer der mögliche bleibende Schaden!

Fazit: Zögern kostet Gehirnzellen

Der Schlaganfall ist der zweithäufigste internistische Notfall ab 60 Jahren. Doch nimmt derzeit die Zahl der unter 60-jährigen Schlaganfall-Patienten ebenfalls zu. Die Crux an der Sache: Bei jüngeren Patienten bleibt der Schlaganfall oft unerkannt, da Notärzte und Ersthelfer Symptome nicht ernst genug nehmen.
Schlaganfälle stellen in Österreich und Deutschland die dritthäufigste Todesursache dar!
Weltweit ist der Schlaganfall die häufigste Ursache für lebenslange körperliche Einschränkung.
70 Prozent der Schlaganfälle könnten durch richtiges Handeln verhindert werden, meinen Neurologen.
Wir hoffen, dass wir dein Wissen damit etwas auffrischen oder erweitern konnten. Falls du Interesse hast, dein Know-how bei diesem Notfallszenario guideline-konform bis zur Perfektion zu trainieren, möchten wir dich auf unseren ACLS-Kurs hinweisen.
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Ja, ich möchte die Guidelines bei Schlaganfällen perfekt beherrschen und auffrischen!
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