Was macht deine Assistentin, wenn plötzlich ein Patient im Warteraum vom Stuhl fällt? Wie reagierst du, wenn eine Patientin in deinem Behandlungsraum einen anaphylaktischen Schock erleidet?

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür sehr gering ist, musst du auf Notfälle dieser Art vorbereitet sein!

Falls nicht, kann das schwerwiegende Folgen für dich haben: Machen dein Team und du jetzt einen Fehler, kannst du dafür rechtlich belangt werden. Stirbt der Patient in deiner Praxis, musst du zudem mit einem Imageverlust und ewigen Gewissensbissen rechnen.

Als langjähriger Notarzt und Intensivmediziner habe ich hier vier Tipps für dich gesammelt, mit welchen auch dein Team für den Notfall gerüstet ist.

Tipp #1 Informiere dich und dein Team regelmäßig über Leitlinien

Das AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement definiert die Leitlinien als „systematisch entwickelte Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen Situationen„.

Die Leitlinien werden stets an aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst, um eine möglichst große Patientensicherheit zu gewähren. Zudem sind die Leitlinien auch für dich als Arzt eine Absicherung.

Sollte bei einem Notfall etwas schief gehen, kannst du dich auf die Leitlinien berufen. Hast du dich an die Leitlinien gehalten, hast du nach den aktuell höchsten medizinischen Standards gehandelt. Das heißt: Du hast das Bestmögliche versucht und musst keine Angst vor rechtlichen Konsequenzen haben.

Damit du dich aber darauf berufen kannst, musst du die aktuellen (Reanimations-)Leitlinien auch wirklich kennen. Auch dein Team sollte über die wichtigsten Punkte und Änderungen in den Leitlinien Bescheid wissen.

Der ARC (Austrian Resuscitation Counsil) stellt beispielsweise übersichtliche Poster zur leitliniengerechten Reanimation von Erwachsenen (https://www.arc.or.at/wp-content/uploads/2016/05/Poster_ALS.pdf) und zur leitliniengerechten Reanimation von Kindern (https://www.arc.or.at/wp-content/uploads/2016/05/Poster_EPALS.pdf) zur Verfügung.

Tipp #2 Nicht nur du, sondern das gesamte Team muss reanimieren können

Als Arzt hast du in der Ordination die höchste medizinische Ausbildung und bis zudem derjenige, der haftet. Trotzdem solltest im Notfall nicht du reanimieren. Deine Aufgabe ist es nämlich, Aufgaben zu delegieren und den Überblick zu bewahren.

Daher ist es wichtig, dass auch dein Team reanimieren kann. Jeder im Team sollte wissen, wo und wie eine Herzdruckmassage durchgeführt wird, wo der Defibrillator steht und wo sich die Notfallmedikamente befinden.

Tipp #3 Kommunikation trainieren

Egal ob es sich beim Notfall um einen anaphylaktischen Schock, einen Herzinfarkt oder Ersticken eines Kindes handelt: Die richtige Kommunikation ist bei jedem Notfall wichtig. Zur richtigen Notfallkommunikation gehört:

  • Du verteilst die Aufgaben, und zwar immer nur eine pro Person
  • Dabei sprichst du jedes Team-Mitglied mit Namen an und formulierst die Aufgaben einfach und verständlich
  • Das angesprochene Team-Mitglied wiederholt die Anweisung – tut es das nicht automatisch, forderst du die Wiederholung ein

Diese drei Punkte klingen für dich jetzt vielleicht banal. Du solltest allerdings bedenken, dass eine Notfallsituation bei dir und deinem Team Stress und Hektik auslöst. Dadurch werden selbst einfache Dinge schnell vergessen.

Nimm dir daher Zeit, um mit deinem Team die Kommunikation für den Notfall zu trainieren.

Tipp #4 In der Realität mögliche Szenarien durchspielen

Dazu gehört zum einen, dass du mit deiner Praxis Notfälle durchspielst, die in deiner Praxis tatsächlich passieren können. Als Kinderarzt macht es beispielsweise mehr Sinn für dich, Säuglingsnotfälle durchzuspielen, als für einen Internisten.

Für einen Zahnarzt sind beispielsweise Ersticken eines Kindes oder Herzinfarkt bei einem Angstpatienten zwei häufig vorkommende Nofallsituationen.

Zum anderen gehört dazu auch die Team-Aufstellung: Seid ihr häufig nur zu zweit? Stellt einen Notfall nach, bei dem ihr zu zweit den Patienten rettet. (Tipps zur Reanimation mit wenig Personal findest du in diesem Beitrag: „Reanimation mit kleinem Praxis-Team? So rettet Ihr den Patienten!„)

Notfälle realistisch durchspielen: Ordinationstraining mit einem Simulator

Du fragst dich nun, wie du die Notfallszenarien mit einem Team durchspielen kannst? Wie stellst du sicher, dass alle Team-Mitglieder richtig reagieren – inklusive dir selbst?

Ich kann dir dafür unser Ordinationstraining empfehlen 😉

Dabei wird das Notfalltraining auf deine Praxis abgestimmt. Wir führen das Training mit einem Simulator durch, der wie ein echter Patient reagiert. Zudem gibt er euch Feedback, was ihr z.B. bei der Herzdruckmassage beachten müsst.

Außerdem werdet ihr beim Training von ausgebildeten Fachkräften, Notärzten und Anästhesisten betreut. Diese geben euch Feedback und Tipps zu eurer Team-Kommunikation und klären euch über eventuelle Aktualisierungen der Leitlinien auf.

Falls du  mehr darüber wissen oder dich und dein Team gleich zu einer Notfall-Schulung anmelden möchtest, schau auf unserer Kurs-Seite vorbei: https://simulationcenters.com/produkt/ordinationstraining/

Herzlichst,
das Ärzteteam der Simulation.Centers Corporation

Ja, ich möchte mehr über das Training für Arztpraxen erfahren!

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