COPD-Patienten im Notfall korrekt zu versorgen, ist nicht einfach. Diese Krankheit erfordert im Notfall nämlich weitere Maßnahmen, auf die du als Arzt vorbereitet sein musst. Was du bei anderen Patienten für richtig hältst, kann bei einem COPD-Patienten genau das Gegenteil bewirken.
Damit du auch auf die Wiederbelebung von COPD-Patienten vorbereitet bist, will ich dir deshalb in dem folgenden Beitrag einige Tipps zum korrekten Vorgehen geben.

Was bedeutet COPD?

COPD ist die Abkürzung für chronisch obstruktive Atemwegserkrankungen. Das bedeutet: Es handelt sich um eine Gruppe von Krankheiten der Lunge, bei denen der Patient an Atemnot beim Ausatmen leidet. Ausgelöst werden diese Krankheiten durch eine Verengung der Atemwege. Eine Ursache dafür kann das Rauchen sein.
COPD lässt sich dabei je nach Schweregrad in vier sogenannte „GOLD-Stadien“ einteilen. Dabei richtet sich die Kategorisierung der Krankheit nach dem Einschränkungsgrad der Lungenfunktion (gemessen an der Luftmenge, die der Patient mit maximaler Kraft ausatmen kann) des Patienten. Daraus ergeben sich folgende vier COPD-Gruppen:

  • Stadium GOLD I: leicht eingeschränkte Lungenfunktion, mehr als 80% vom Sollwert kann die Lunge leisten
  • Stadium GOLD II: mittelschwer, die COPD-Lunge besitzt ca. 50% der Kraft einer gesunden Lunge  (Husten, Auswurf, Atemnot)
  • Stadium GOLD III: schwer eingeschränkte Lungenfunktion, da die Lunge nur mehr 30% der Soll-Leistung erbringt
  • Stadium GOLD IV: sehr schwer eingeschränkte Lungenfunktion, weniger als 30% vom Normalwert kann die COPD-Lunge vorweisen

Besonders zu Beginn der Krankheit können die Patienten jährlich stark an Lungenfunktion verlieren. Begleitend zur Atemnot kann dabei auch Husten oder Auswurf auftreten.

Wie reanimierst du COPD-Patienten richtig?

Als Arzt kannst du bei COPD-Patienten davon ausgehen, dass ihre Ausatmung erschwert ist. Das bedeutet für dich: Bei einer Reanimation musst du deinen Patienten auch beatmen. Das kann durch eine Beatmungsmaschine, oder von dir mit einem Ambubeutel gemacht werden.
Wesentlich ist bei der Beatmung jedoch: Du musst deinem Patienten genügend Zeit zum Ausatmen geben! Bei COPD benötigt dein Patient oft das Dreifache an der Zeit, die eine gesunde Person für die Ausatmung braucht.
In Zahlen ausgedrückt heißt das: Während das gesunde I:E (= Einatmung:Ausatmung) Verhältnis bei 1:2 liegt, beträgt das eines COPD-Patienten oft 1:4 bis 1:6. Deshalb musst du als Arzt unbedingt die Beatmungsmaschine dementsprechend einstellen.

Woran erkennst du als Arzt, dass es sich um einen COPD-Patienten handelt?

Nicht immer weißt du als Arzt, ob dein Patient an einer chronischen Krankheit leidet. Die Kenntnis von einer COPD-Erkrankung ist für dich jedoch entscheidend bei der Behandlung des Patienten. Woher kannst du als Arzt also dieses Wissen gewinnen?
Bei der Reanimation gibt es ein Zeichen, dass dir als Arzt verrät, dass dein Patient an COPD leidet: die Flow-Kurve (beschreibt den Atemfluss des Patienten, einsehbar am Beatmungsgerät). Du musst darauf achten, dass der Fluss bei der Ausatmung gegen Null geht, bevor dein Patient erneut beatmet werden kann.
Solltest du dies nicht beachten, kann es zu schwerwiegenden Folgen kommen: Mit jedem Atemzug sammelt sich immer mehr Luft in der Lunge an, sodass diese regelrecht aufgeblasen wird. In weiterer Folge beginnen die Lungenbläschen des Patienten zu platzen. Das richtet kurzfristig wenig Schaden an, kann allerdings über längere Sicht hin zur Todesursache deines Patienten werden. Das Phänomen nennt man Air-Trapping.

Welche Gefahren ergeben sich bei der Behandlung von COPD-Patienten?

Folgende Probleme bringt die Atemwegs-Versorgung bei COPD mit sich:

  1. Die Verwendung von Sauerstoff kann zum Atemstillstand führen

Der Atemantrieb eines gesunden Menschen wird durch den CO2-Partialdruck gesteuert. Bei COPD-Patienten ist es anders: der Atemantrieb wird durch den Sauerstoff-Partialdruck gesteuert.
Solltest du als Arzt also zu viel Sauerstoff geben, kann es sein, dass der Atemantrieb deines Patienten ausfällt. Dadurch kann die Verwendung von Sauerstoff im schlimmsten Fall sogar zur Apnoe führen.

  1. Eine Intubation ist immer kritisch zu überdenken

COPD-Lungenkranke Patienten zu intubieren und zu beatmen, führt meistens zu langwierigen Weaning-Problemen. Je länger dein Patient nämlich invasiv beatmet wird, desto schwächer wird seine Atemmuskulatur. Daher wird es immer schwerer, den Patienten von der Beatmungsmaschine auch wieder weg zu bekommen. Überlege dir daher, ob es nicht besser wäre, deinen Patienten nur zu „NIVen“ – also nicht invasiv zu beatmen und ihn so viel selber „dazu“ atmen lassen, als möglich.

Fazit: Achtung beim nächsten COPD Patienten

Weil es sich bei COPD um eine schwere Lungenerkrankungen handelt, gestaltet sich das Atemwegsmanagement und die Beatmung dieser Patienten komplexer als bei anderen Patienten. Du musst wie gesagt auf ein richtiges I:E Verhältnis bei der Beatmungseinstellung achten und darfst Sauerstoff nicht ohne Bedenken verabreichen.
Das regelmäßige Üben solcher Notfall-Situationen trägt zur Sicherheit deines Patienten bei und erhöht deinen Erfolg als Arzt. Ich hoffe daher, dass ich dir mit den oben genannten Tipps weiterhelfen konnte.
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Ja, ich will die Beatmung von COPD-Patienten üben!
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