Stell dir vor, bei deinem Patienten sinkt die Sauerstoffsättigung (Sa02). Egal ob dein Patient gerade spontan atmet, intubiert ist, auf Normalstation liegt oder auf Intensivstation: mit unserer Schritt für Schritt Anleitung, weißt du in Zukunft genau, was zu tun ist!

Die Sauerstoffsättigung fällt – HILFE!

Es gibt viele Gründe, dass die Sauerstoffsättigung auf einmal fällt. Noch dazu ist diese Situation sehr unangenehm für dich als Arzt, denn viel Zeit bleibt jetzt nicht, eine Lösung zu finden bzw. den Grund für den Sättigungsabfall zu suchen!

99% …. alles ist in bester Ordnung
97% … du denkst, es wäre ein Messfehler
92% … du wirst nervös, der Patient wird leicht zyanotisch
85% … du bekommst Stress, dein Patient noch mehr
75% … dein Patient ist tief blau und tachykard. Du bist rosarot und ebenfalls tachykard 🙂
65% … es bleiben noch wenige Sekunden, das Ruder rum zu reißen
35% … du findest hoffentlich die Lösung, wenn nicht, stehst du kurz vor einer Reanimation.

Kommt dir so ein Szenario bekannt vor? Ich als Anästhesist sage euch: das habe ich schon hundertfach erlebt und jedes Mal war es eine Herausforderung für mich und mein ganzes Team.

Was mir jedoch immer am meisten geholfen hat, war eine Schritt-für-Schritt Anleitung. Diese will ich dir gerne mit auf den Weg geben und ich verspreche dir, du wirst bei deinem nächsten Sättigungsabfall schneller und gekonnter reagieren!

Schritt-für-Schritt Anleitung beim Sättigungsabfall
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Wir setzen voraus, dein Patient ist via Pulsoxymeter überwacht und die Sättigung fällt, wie oben beschrieben.

#1 Schritt 1 – das D:

Sollte dein Patient intubiert bzw. beatmet sein, ist eine Dislokation am wahrscheinlichsten! Prüfe die Beatmungsschläuche von der Beatmungsmaschine bis hin zum Patienten. Prüfe mit einem Laryngoskop, ob der Tubus noch in der Stimmlippe sitzt oder dort dissloziert ist.

#2 Schritt 2 – das O:

Ist es keine Dislokation, so ist es jetzt sehr wahrscheinlich, dass es sich um eine Obstruktion handelt. Prüfe mit einem Absaugschlauch, ob der Tubus durchgängig ist. Falls ja, so prüfe auch, ob vielleicht jemand auf dem Beatmungsschlauch steht. (ist mir schon selber passiert!)

#3 Schritt 3 – das B:

Keine Dislokation, keine Obstruktion? Dann gehe weiter zu Schritt 3. Checke mittels Stethoskop, ob dein Patient belüftet ist bzw. einen Bronchospasmus hat. Falls die Ursache ein Bronchospasmus wäre, verabreiche z.b. 1ml einer 1:100er Lösung Adrenalin iv. (0,01mg) oder lass deinen Patienten mit einem Betamimetikum inhalieren. Im Notfall kannst du auch Ketamin (z.b. 50mg) verabreichen, dieses Medikament wirkt bronchodilatatorisch.

#4 Schritt 4 – das E (mit Rätsel):

Solltest du weder eine Dislokation, eine Obstruktion oder einen Bronchospasmus entdecken, so stelle nun das Equipment in Frage. Wechsle zu einem Ambu Beutel, verlasse jetzt die Beatmungsmaschine!

Rätsel: wieviel Sauerstoff würdest du nun über das Reservoir am Beatmungsbeutel verabreichen? 15 Liter pro Minute, oder sogar noch mehr?

Die Antwort lautet: noch nie hat ein Kursteilnehmer bis heute diese Frage richtig beantworten können! Es kommen immer Antworten wie 15 Liter, 20 Liter oder 10 Liter Sauerstoff. Leider muss ich dir jetzt sagen: solltest auch du diese Antwort wählen, wärst du leider in einer Facharztprüfung durchgefallen. Warum? Wie lautet die richtige Antwort? Ich verrate es dir: du schmeißt das Reservoir in den Müll und verabreichst Raumluft! Einfach nur Raumluft. Kein Sauerstoff mehr, kein Reservoir, kein unnötiges Risiko! Jetzt denkst du, ich spinne? Ich erkläre dir, warum ich doch Recht habe:

Wer sagt dir, dass in einer Sauerstoffflasche Sauerstoff drinnen ist? Wer sagt dir, dass aus dem Wandanschluss wo Sauerstoff drauf steht, auch Sauerstoff rauskommt? Es gibt unzählige Geschichten, wo Menschen getötet wurden, weil Lachgas und Sauerstoff vertauscht wurden. Wie kann sowas passieren? Ganz einfach: Menschen machen Fehler. Ich erzähle dir nun 5 Geschichten, wo Menschen sterben würden, falls du im oben genannten Rätsel 10 oder gar 20 Liter Sauerstoff via Beatmungsbeutel verabreicht hättest:

Geschichte 1: In Tirol wurden die Anschlüsse zwischen Sauerstoff- bzw. Lachgastank vertauscht. Ein Patient kam damals leider ums Leben, weil man leider zu spät das Equipment hinterfragt hat.

Geschichte 2: In China starben vor ein paar Jahren sehr viele Menschen gleichzeitig in einer Klinik, weil man den Lachgastank falsch befüllt hatte. Das Auto war anstatt mit Sauerstoff mit Lachgas befüllt worden und fuhr los. Der Arbeiter hatte also in den Sauerstofftank Lachgas eingefüllt. Mehr als 300 Menschen starben. Keiner hinterfragte das Equipment.

Geschichte 3: Eine Sauerstoffflasche – gekauft im Internet – war versehentlich mit Stickstoff befüllt worden. Der selbständige Anästhesist leitete die Narkose ein, die Sauerstoffsättigung fiel und er ging auf 100% „Sauerstoff“. Er stellte bis zum Tode niemals in Frage, ob in der Flasche wirklich auch Sauerstoff drinnen war.

Meine 3 Geschichten zeigen, dass ich Recht habe. Wenn du beim E angekommen bist, verabreichst du keinen Sauerstoff mehr, auch nicht via Beatmungsbeutel.

#5 Schritt 5 – das S:

Jetzt wird die Sauerstoffsättigung immer noch nicht besser. Dann frage dich, ob es eventuell ein Spannungspneumothorax sein kann? War ein Trauma im Spiel? Ist dein Patient vor wenigen Stunden vielleicht gestürzt?

Wie entlastet man einen Spannungspneumothorax?

Hast du gewusst, dass die Technik nach Monaldi nicht mehr die primär empfohlene Technik ist? Früher hat man eben mit einer Nadel in der Medio-Clavicularlinie im 2. ICR punktiert. Heute wird die Technik nach Bülau propagiert, da sie weit aus erfolgsversprechender ist. Bei der Technik nach Bülau entlastest du immer OBERHALB der Mamille in der vorderen Axillarlinie am Oberrand der Rippe. Das klingt kompliziert? Wir geben zu, das ist nicht ganz einfach, aber dafür kommt jetzt die gute Nachricht:

Du kannst die Bülau-Anlage unter anderem am Atemweg-Symposium üben! Und das ganze am Tier-Kadavar unter Anleitung eines Profis!

Ja, ich will schwierige Atemwege üben inkl. O2-Sättigungsabfälle!

Wo kann man das alles üben und trainieren?

Am Atemweg-Symposium kannst du in einem zweitätigen Kursformat nicht nur einen Sättigungsabfall am Simulator üben, sondern auch alle praktischen Handgriffe die notwendig sind, um diesen zu bekämpfen!

Highlight vom Kurs:
Die Koniotomie und die Thoraxdrainage wird am Schwein geübt!

Hier siehst du das Programm vom Atemweg-Symposium:

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Ja, ich will schwierige Atemwege üben inkl. O2-Sättigungsabfälle!

 

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