Die Hyperkaliämie stellt eine Elektrolytentgleisung dar, die sich schnell zu einer Notfallsituation entwickeln kann. Um dies zu verhindern, ist es wichtig die essentiellen Mechanismen, Risikofaktoren sowie Therapiemöglichkeiten gut verstanden zu haben. In folgendem Blog bekommst du einen schnellen und verständlichen Überblick über dieses komplexe Krankheitsbild.

Was versteht man unter einer Hyperkaliämie?

Einer Hyper- (zu viel) -kali- (Kalium) – ämie (im Blut) bezeichnet eine erhöhte Kaliumkonzentration im Blut. Der Mensch hat ein extrem fein abgestimmtes Ionengleichgewicht. Im Normalfall hat jeder von uns ca. 140g Kalium in seinem Körper – 98% davon befinden sich allerdings intrazellulär. Dieser massive Gradient zwischen extrazellulärer und intrazellulärer Konzentration, ist maßgeblich am Ruhemembranpotential sowie an der Erregbarkeit der Zellen beteiligt.
Kommt es nun zu einer extrazellulären Kaliumerhöhung, also einer Hyperkaliämie, so kann dies zu Muskelzuckungen, Muskelschwäche, Paresen und im schlimmsten Fall auch zu malignen Herzrhythmusstörungen kommen.

Wie entsteht nun eine zu hohe extrazelluläre Kaliumkonzentration?

In der notfallmedizinischen Definition spricht man ab einer Serumkonzentration von 5,5 – 5,9 mmol/L von einer leichten Hyperkaliämie. 6,0 – 6,4 mmol/L bezeichnet man als mittelgradig und eine Konzentration > 6,5 mmol/L ist bereits eine schwere Hyperkaliämie.

Anhand dieser Zahlen erkennen wir deutlich, dass bereits geringste Veränderungen in unserem Kaliumstoffwechsel zu diesem Krankheitsbild führen können.

Hier die wichtigsten 5 Auslöser im Überblick:

  1. Gestörte renale Ausscheidungsstörung
    Kann durch ein akutes Nierenversagen oder eine chronische Niereninsuffizienz entstehen.
  2. Endokrine Ursache
    Hier sind vor allem der Hypoaldosteronismus sowie der Hypocortisolismus zu beachten
  3. Medikamentöse Ursache
    Eine Reihe von Medikamenten können schuld sein an einer Elektrolytentgleisung. Unter anderem Heparin, kaliumsparende Diuretika, ACE-Hemmer und Sartane, NSAID sowie einige Antibiotika.
  4. Übermäßige Zufuhr und Aufnahme im GI-Trakt
    Ein übermäßiger Verzehr von Trockenfrüchten oder Bananen können insbesondere in Kombination mit einer Niereninsuffizienz oder einer Hyperkaliämie fördernden Medikation zu Problemen führen
  5. Erhöhte Kaliumfreisetzung
    Dies kann unter anderem bei einer Rhabdomyolyse, einer Hämolyse, bei Verbrennungen und Traumata sowie bei Massentransfusionen passieren.
    CAVE: Eine Pseudohyperkaliämie kann auch bei der Blutabnahme verursacht werden. Bei zu langem anlegen des Stauschlauches oder nicht sachgemäßem Transport des Blutröhrchens, kann es zu einer herbeigeführten Hämolyse mit konsekutiver Kaliumerhöhung kommen.

Das richtige Erkennen und Behandeln einer Hyperkaliämie

Aufgrund der Herzbeteiligung, kann eine Hyperkaliämie schnell zu einer Notfallsituation werden. Daher ist es umso wichtiger, Elektrolytentgleisungen möglichst schnell zu identifizieren und eine rasche Behandlung ein zu leiten. Erkennst du bei deinem Patienten eine pH-Entgleisung, Muskelschwäche oder EKG-Auffälligkeiten – dann denke an eine Kaliumentgleisung! Da dies eher unspezifische Symptome sind, wollen wir hier kurz genauer auf die typischen EKG-Veränderungen eingehen.

EKG Veränderungen

Typische Veränderungen sind hohe, spitze T-Wellen sowie eine Verbreiterung des QRS-Komplexes (>0,11 s). Weiters können ST-Streckenveränderungen sowie eine PQ-Verlängerung vorkommen. Sowohl bei der Hyper- als auch bei der Hypokaliämie können diese Veränderungen zu einem reanimationspflichtigem Kammerflimmern führen.  Du willst mehr über die EKG Veränderungen erfahren und diese auch praktisch üben? Dann schau in unserem EKG und Schrittmacherkurs vorbei, wo wir uns in Kleingruppen speziell diesen Themen widmen.

Um deinen Verdacht einer Hyperkaliämie zu bestätigen, musst du eine venöse Blutprobe abnehmen. Achte hier genau auf Sorgfältigkeit, da die Gefahr einer falsch positiven Pseudohyperkaliämie besteht. Bist du dir nicht ganz sicher, wiederhole die Blutabnahme ein zweites Mal.

Du bist dir nun sicher: Dein Patient hat einer Hyperkaliämie – wie gehst du vor?

Hat dein Patient nur eine leichte Hyperkaliämie (Serumkalium > 5mmol/L), besteht noch kein Notfall. Hier ist es wichtig eine ausreichende Hydratation zu gewährleisten, sowie die kausalen Ursachen zu erkennen (Niereninsuffizienz, Medikamente prüfen, etc.).
Liegt jedoch eine mittelgradige oder schwere Hyperkaliämie vor (Serumkalium > 6 bzw 6,5 mmol/L) sollte man eine Notfalltherapie starten.

Notfalltherapie Hyperkaliämie

  • Calziumgluconat i.v.
    Es hat einen sehr schnellen Wirkeintritt von ca. 2-3 Minuten und wirkt cardioprotektiv sowie Membran stabilisierend. Die Wirkdauer beträgt in etwa 30-60min was eine Wiederholung der Gabe meist nicht sinnvoll macht.
  • Glukose-Insulin, ß2-Sympathomimetika und Natriumbicarbonat
    Jetzt gilt es Zeit zu gewinnen. Dies gelingt am besten indem man das extrazellulär vorliegende Kalium nach intrazellulär verlagert.
  • Furosemid, isotone Kochsalzlösung, Polystyrol und Hämodialyse
    Durch die gewonnene Zeit ist es nun möglich, mit der eigentlichen Kaliumentfernung zu starten.
    Die Hyperkaliämietherapie ist vor allem in einer Notfallsituation oft eine Herausforderung. Umso wichtiger ist es das Krankheitsbild gut verstanden zu haben und seine Therapieoptionen zu kennen. Solltest du hier noch nicht sattelfest sein, oder einfach eine Wiederholung begrüßen, dann besuche unseren ACLS-Kurs, wo wir in Kleingruppen und an realen Fallbeispielen genau diese schwierigen Situationen praktisch trainieren werden.

Take-home-message

Die Hyperkaliämie präsentiert sich oft mit Paresen, Muskelschwäche, pH-Entgleisungen bis hin zu malignen Herzrythmusstörungen.
Häufige Ursachen sind eine verminderte renale Kalium Ausscheidung, eine übermäßige Aufnahme, eine erhöhte Freisetzung, sowie Endokrine oder Medikamentöse Wirkungen. In der Notfalltherpie geht es vor allem darum Zeit zu gewinnen bis man eine kausale Therapie starten kann.

Ja, gerne übe ich am High-Tech Simulator die Maßnahmen bei Hyperkaliämie

 

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