Eine Lungenembolie kann leicht mit einem Herzinfarkt verwechselt werden. Denn die Symptome sind ähnlich: Akute Atemnot und/oder Brustschmerzen.
Wie du eine Lungenembolie sicher diagnostizierst und guideline-konform behandelst, erfährst du in diesem Beitrag.

#1: Lungenembolie und ihre Ursachen

Bei einer Lungenembolie kommt es zum Verschluss von einer oder mehreren Lungenarterien. Dieser Verschluss wird meistens durch thrombo-embolische Ereignisse ausgelöst. Dabei handelt es sich um ein durch Thrombose gebildetes Blutgerinnsel (=Thrombos).
Ein Thrombos kann an verschiedenen Orten des Körpers entstehen. Meistens entstammt er aus Bein- oder Beckenvenen.
Wird eine Lungenarterie nun durch einen Thrombos blockiert bzw. verstopft, kann das sauerstoffarme Blut vom Herzen nur noch erschwert in der Lunge mit Sauerstoff angereichert werden, da die Lungenstrombahn verstopft wurde.
Zur Wiederholung: Die rechte Herzkammer pumpt das deoxygenierte Blut via Truncus pulmonalis durch beide Lungen. In der Lunge wird es mit Sauerstoff angereichert und fließt zurück zum linken Vorhof / Kammer. Von dort aus fließt das mit Sauerstoff angereicherte Blut durch den ganzen Körper via Aorta.

3 Ursachen + 3 Risikofaktoren, die du kennen solltest

Die häufigsten Ursachen:

  1. Embolie durch ein Blutgerinnsel: Ein Thrombos löst sich vom Oberschenkel und gelangt über die untere Hohlvene in den rechten Vorhof des Herzens. Von dort gelangt er über die rechte Herzkammer und die Lungenarterien in die Lunge. Bleibt das Gerinnsel darin irgendwann stecken, kommt es zum Gefäßverschluss und zur Lungenembolie.
  2. Embolie durch Fett: Die Gefahr einer Embolie besteht auch bei einem Knochenbruch des Oberschenkels. Beim Bruch werden Fettzellen aus dem Knochenmark freigesetzt, die in die Blutgefäße gelangen können. In der Lunge können sich die Fettzellen festsetzen und hängen bleiben. Wir sprechen in diesem Fall von einer Fettembolie oder einer Lungenembolie ausgelöst durch Fett.
  3. Embolie durch Luft: Wenn du deinem Patienten eine Infusion verabreichst und diese versehentlich nicht entlüftest, gelangen große Mengen Luft in die Venen. Dies kann für deinen Patienten lebensbedrohlich sein. Auch kann durch die Eröffnung eines Gefäßes (chirurgisch bei Schädel-Operationen oder durch Unfälle) Luft ins venöse System gelangen und eine Lungenembolie verursachen. Unter diesem Punkt fällt auch die Taucherkrankheit (Caissonkrankheit), die durch zu schnelles Auftauchen entstehen kann.

Der Vollständigkeit halber weisen wir hier auch noch auf die Möglichkeit einer Embolie durch Knochenzement hin. Dieser wird bei Operationen verwendet und kann äußerst selten zur Lungenembolie führen. Weiters danken wir Frau Dr. Juliane Pleger (siehe Kommentar) für den tollen Input: natürlich haben  wir hier die Fruchtwasserembolie vergessen als seltene, aber mögliche Ursache! Vielen Dank Juliane!

Die häufigsten Risikofaktoren, die Thrombosen begünstigen:

  • Langstreckenflüge
  • Rauchen
  • Antibaby-Pille

#2: Verlaufsformen, Symptome & sichere Diagnostik

Zwei Verlaufsformen musst du unterscheiden:

  1. Unbemerkte Lungenembolie: Ist nur ein kleines Blutgefäß der Lunge betroffen, treten keine oder nur leichte Beschwerden auf, die man nicht bzw. kaum bemerkt.
  2. Schwere bis fulminante Verläufe: Bei dieser Verlaufsform handelt es sich um ein Blutgerinnsel, das entweder ganz viele kleinere oder ein größeres Lungengefäß verschließt. Diese Form kann für deinen Patienten lebensbedrohlich sein.

Symptome: So erkennst du eine Lungenembolie

  • Akute Luftnot: Wenn die Lungenstrombahn durch die Embolie verschlossen wird, wird die Lunge zwar belüftet, aber die Lunge ist nicht mehr ausreichend durchblutet. Dein Patient kann trotz Einatmen-Bemühungen das sauerstoffarme Blut nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff anreichern. Dein Patient leidet also an akuter Luftnot, obwohl er wie eine „Maschine“ atmet.
  • Brustschmerzen: Manche Patienten klagen auch über (stechende) Brustschmerzen. Achtung: Dieses Symptom wird oft fehl gedeutet (Differentialdiagnose: Herzinfarkt).

So stellst du die Diagnose „Lungenembolie“ sicher:

  • CT: Eine Methode zur Sicherstellung der Diagnose stellt die Computertomographie mittels Kontrastmittel dar. Kalibersprünge im Lungenkreislauf sprechen für eine Lungenembolie.
  • CO2-Diskrepanz: Eine weitere Methode ist die Bestimmung der CO2-Diskrepanz zwischen Ausatemluft und arteriellem Blutgas. Ist diese größer als 10 mmHg, kann eine Lungenembolie vorliegen. Im Blut zeigt dein Patient hohe CO2-Werte, da er das CO2 nicht abatmen kann und in der Ausatemluft zeigt er ganz wenig CO2.

#3: Wie kannst du als Arzt Lungenembolie behandeln?

Präklinische Behandlung

1) Sauerstoff- und Medikamentengabe: Sollte dein Patient unter starker Luftnot leiden, kannst du diese mittels Morphium behandeln. Verabreiche weiters Sauerstoff und beruhige deinen Patienten (der oft Todesangst hat).
2) Klinik aufsuchen: Suche so schnell wie möglich eine Klinik auf, da du als Notarzt präklinisch nicht viel ausrichten kannst. Im äußersten Notfall musst du den Patienten sogar beatmen und reanimieren. Sollte der Verlauf so fulminant sein, dann erwäge eine Lysetherapie (siehe weiter unten). In diesem Fall hätte dein Patient aber sehr schlechte Chancen.
Sobald dein Patient im Krankenhaus eingetroffen ist, muss sich ein Kollege um die weitere innerklinische Behandlung (siehe unten, ab Punkt 2) kümmern.

Innerklinische Behandlung

1) Sauerstoff- und Medikamentengabe: Sollte dein Patient unter starker Luftnot leiden, kannst du diese mittels Morphium behandeln. Verabreiche weiters Sauerstoff und beruhige deinen Patienten (der oft Todesangst hat).
2) Lysetherapie: Bei thromboembolischen Ereignissen musst du versuchen, die Thromben mittels Fibrinolytika aufzulösen.
Achtung: Je nach Art der Embolie, gibt es unterschiedliche Therapieansätze!
Handelt es sich um Luft-Embolien (z.B. verursacht durch Tauchunfälle), dann therapierst du den Patienten am besten in einer Druckkammer. Sollte dein Patient an einer „Fett-Embolie“ leiden, sind dir die Hände gebunden. Es gibt leider keine Behandlung dafür.
3) Interventionelle Angiographie: Wenn ein einzelner großer Thrombos vorliegt, kann ein Spezial-Radiologie-Team angiographisch versuchen, ihn zu fassen.
4) Herzlungenmaschine: Sollte es sich um viele kleine Verschlüsse handeln, wird eine Angiographie nicht zielführend sein. Wird dein Patient noch dazu instabil und schwer hypoxisch, solltest du vorübergehend den Einsatz einer Herzlungenmaschine (ECMO) in Erwägung ziehen. (Vor allem, wenn es sich um einen jungen Patienten handelt und es keine andere Möglichkeit gibt.)

Fazit: Vorsicht Verwechslungsgefahr! Emboliesymptome ähneln einem Herzinfarkt

Wie du gesehen hast, kann die Diagnose Lungenembolie nur mittels CT sicher gestellt werden. Als Differentialdiagnose ziehe vorher auch immer einen Herzinfarkt in Betracht.
Bei der Lungenembolie-Behandlung gibt es je nach Ursache der Embolie (Luft vs. Blutgerinnsel) und je nach Anzahl der Thromben Unterschiede.
Im Idealfall kannst du aber auf eine interventionelle Behandlung und den Einsatz einer Herzlungenmaschine verzichten. Überdenke eine Lyse-Therapie (am besten erst nach Blutungsausschluss im CT) zusammen mit einem Experten und nimm deinem Patienten mittels Morphium den Lufthunger.
Wir hoffen, wir konnten mit diesem Beitrag dein Wissen über Lungenembolien ein wenig auffrischen.
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Ja, ich möchte Embolie-Notfälle üben!
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