Multiple Sklerose (kurz MS genannt) ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen bei jungen Erwachsenen. Frauen sind dabei doppelt so oft betroffen wie Männer. Statistisch gesehen kommen in Österreich auf 100.000 Einwohner 150 MS Patienten.
Eine Prognose für MS ist für uns Mediziner nur schwer zu machen, da der Krankheitsverlauf bei jedem einzelnen Patienten anders abläuft. Doch welche Ursachen MS begünstigen, welche Symptome auf MS deuten und wie du sie als Arzt richtig behandelst, haben wir dir in diesem Beitrag zusammengefasst.

#1: Zuerst die graue Theorie: Multiple Sklerose und ihre Ursachen

MS – Unheilbare Autoimmunkrankheit

Multiple Sklerose (=Encephalomyelitis disseminata) ist eine chronische neurologische Autoimmunerkrankung mit unterschiedlichen Verlaufsformen. Das heißt: Je nachdem, wo der Entzündungsherd lokalisiert wird (im Gehirn oder Rückenmark), treten verschiedene Symptome auf.
Bei Multiple Sklerose ist nur das Zentralnervensystem betroffen und nicht die peripheren Nerven. Genau genommen sind es die Markscheiden im Zentralnervensystem (Gehirn und Rückenmark), die eine Entzündungsreaktion hervorrufen. Durch die verletzten Markscheiden kann keine Informationsübertragung des Nervensystems mehr stattfinden.
Die Lebenserwartung von MS-Patienten liegt nicht unter dem Durchschnitt der Normalbevölkerung, solange keine schwer wiegenden Behinderungen bestehen.
6 Ursachen, die du kennen solltest
Erst mal die schlechte Nachricht: Die Ursachen sind unbekannt. Jedoch gibt es mehrere Theorien darüber, welche Faktoren die Erkrankung hervorrufen können:

  • Genetische Prädisposition: Es wird davon ausgegangen, dass es Menschen mit bestimmten Genen gibt, die MS häufiger auftreten lassen. Dennoch ist es keine Erbkrankheit!
  • Infektionen: Diese Theorie besagt, dass MS aufgrund eines Virus (z.B. Eppstein-Barr) hervorgerufen wird. Der Virus hat dieselben Oberflächenmoleküle wie die körpereigenen Nerven. Das Immunsystem bildet nun Antikörper, um den Virus zu bekämpfen. Aufgrund der gleichen Oberflächenmoleküle bekämpft der Körper sich nun auch selbst, weil die  eigenen Nerven als fremd angesehen werden.
  • Umweltgifte: Es gibt nur wenig Beweise dafür, dass Umweltgifte MS auslösen.
  • Rauchen: Seit Jahren wird der Zusammenhang zwischen Rauchen und MS erforscht. Wer raucht, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit an MS zu erkranken.


Achtung: Raucher haben ein 1,5 bis 1,8-fach erhöhtes Risiko an MS zu erkranken!
Das Rauchen auch andere Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall und COPD begünstigt, ist allgemein bekannt. Wie du als Arzt aber richtig auf Rauchernotfälle reagierst, haben wir für dich detailliert zusammengefasst: https://simulationcenters.com/passend-zum-volksbegehren-wie-reagierst-du-als-arzt-richtig-bei-rauchernotfaellen/

  • Übergewicht: Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass Übergewicht MS begünstigt.
  • Impfungen: Impfungen stehen immer wieder in Verruf, MS zu triggern. Jedoch gibt es keine Beweise dafür.

#2: Verlaufsformen und Symptome

Zwei Verlaufsformen musst du unterscheiden:

  1. Progredienter Verlauf:  Meist beginnt die MS mit dieser Form. Dabei verschlechtern sich allmählich – aber doch kontinuierlich – die neurologischen Symptome. Es treten z.B. Lähmungserscheinungen auf.
  2. Schubförmiger Verlauf: Hierbei handelt es sich um unvorhersehbare Schübe. So ein akuter Schub kann 1 Tag lang bis zu wenigen Wochen andauern. Die bestehenden Krankheitssymptome verschlechtern sich dabei.

Symptome: Wie du MS erkennst
Symptome treten zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr auf. Je nachdem, wo die Entzündungsherde lokalisiert werden, lassen sich bei deinem Patienten verschiedene Symptome erkennen:

  • Im Gehirn: Wenn das Gehirn betroffen ist, kann es sein, dass ein Patient nicht mehr sehen kann, der andere klagt über Schluckbeschwerden, der nächste wiederum über Sprechstörungen. Auch Schwindel ist ein häufig auftretendes Symptom. Allgemein können sich die Patienten abgeschlagen und müde fühlen oder eine psychische Veränderung wahrnehmen.
  • Im Rückenmark: Sitzen die Entzündungsherde im Rückenmark, kann es zu Lähmungserscheinungen der Gliedmaßen kommen.

#3: Behandlungsmethoden und ihre Nebenwirkungen

Wie kannst du als Arzt MS behandeln?
Da MS nicht heilbar ist, sollte es dein Ziel sein, dem Patienten eine gute Lebensqualität zu ermöglichen. Neben der symptomatischen Therapie, die sozusagen die dritte Säule der Behandlungsformen ausmacht, greifen je nach Schubform zwei Therapien:

  1. Schubtherapie: Diese Therapie wendest du bei einem akuten Schub an. Hierbei verabreichst du deinem Patienten hochdosiert Glucocorticoide (=Cortisonca), um den Schub abzuschwächen. In der Regel werden über 3-5 Tage 1000 mg Methylprednisolon intravenös gegeben.
  2. Immunmodulierende Therapie: Mit dieser Therapie kannst du versuchen, den Krankheitsverlauf hinauszuzögern. Mit immunmodulierenden Substanzen probierst du das Immunsystem so zu verändern, dass Entzündungsherde erst gar nicht entstehen, beziehungsweise die Entzündungsreaktionen gedämpft werden. Mit dieser Methode besteht die Chance das Immunsystem langfristig zu stärken.
  3. Symptomatische Therapie: Zusätzlich zur Schub- und immunmodulierenden Therapie solltest du auch auf eine Therapie zurückgreifen, die die Symptome lindert. Das heißt: Du versuchst Gehbehinderungen zu erleichtern oder therapierst Schmerzen mit entsprechenden Schmerzmitteln. Oder du überweist Patienten mit Sprachstörungen zum Logopäden.


Last but not least: Viele Patienten brauchen eine psychologische Betreuung. Wenn die Seele mit dem eigenen Schicksal nicht mehr zurechtkommt, treten häufig Depressionen auf. Diese müssen behandelt werden, da bei einigen MS-Patienten Suizidgefahr besteht.
Wie sieht es mit Nebenwirkungen aus?
Bei der Schub-Therapie werden die Patienten sehr leicht krank, weil das Immunsystem durch das Kortison geblockt wird. Ansonsten können die üblichen Kortison-Nebenwirkungen auftreten, wie Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, etc.
Immunmodulierende Substanzen hingegen werden teilweise gut vertragen. Es gibt aber auch Patienten, die darauf schlecht reagieren. Da hilft dann nur: Medikament wechseln und ausprobieren.

Fazit: Hoffnung der MS-Forschung liegt auf immunmodulierenden Stoffen

Das Multiple Sklerose immer noch als unheilbare Krankheit gilt, deren Verlauf nicht leicht zu prognostizieren ist, hast du in diesem Beitrag gesehen. Für uns Mediziner ist es daher wichtig, MS rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, um die Lebensqualität unserer Patienten so gut wie möglich gestalten zu können.
Mit immunmodulierenden Präparaten, die tagtäglich neu auf den Markt kommen, bewegen wir uns schon mal in die richtige Richtung. In der Forschung besteht nämlich die Hoffnung, dass man irgendwann soweit ist, dass immunmodulierende Stoffe von ALLEN MS-Patienten vertragen werden.
Ich hoffe, dir mit diesem Beitrag etwas geholfen und dein medizinisches Wissen über Multiple Sklerose wieder aufgefrischt zu haben. Einen MS-Kurs haben wir als Notfallmedizinisches Ausbildungszentrum zwar nicht im Programm, wir können dir aber unseren Akupunktur-Kurs ans Herz legen.
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