Im heutigen Beitrag greifen wir ein sehr ernstzunehmendes Thema auf: Den Suizid. Warum dieser immer noch häufig auftritt und wie du als Notarzt in so einem Falle reagieren solltest, erklären wir dir in den folgenden Zeilen.

Wie häufig sind Suizide?

Alle 40 Sekunden stirbt weltweit ein Mensch durch Suizid. Das sind jedes Jahr mehr als 800.000 Menschen, die sich das Leben nehmen. Dabei ist hier die Suizidrate bei Männern fast doppelt so hoch, wie bei Frauen. Auf jede Person, die erfolgreich Suizid begeht, kommen ca. 10-20 Personen, die am Versuch scheitern.
Die Rate in Deutschland liegt bei 10.000 Menschen jährlich und ist somit im mittleren Bereich.

Harte und milde Methoden

Harte Methoden finden naturgemäß eher zu einem tödlichen Ausgang. Dazu zählen das Erhängen, erschießen, oder ein Sturz aus großen Höhen oder vor fahrende Schwertransporte.
Weiche Methoden sind Vergiftungen durch Schlaf-, Beruhigungs-, oder Schmerzmittel.

Gründe für den Suizid

Es gibt viele verschiedene Faktoren. In der heutigen Zeit stehen viele Menschen unter sozialem und finanziellem Druck. Viele Menschen definieren sich über Aussehen und finanziellen Reichtum. Die Folge sind emotionale Belastungen und psychische Folgeerkrankungen.
Biologische Faktoren 
In Familien, in denen bereits ein Suizid vorkam, konnte bereits ein vielfach erhöhtes Risiko nachgewiesen werden. Die Hälfte aller Suizidopfer hat einen Verwandten ersten Grades, der ebenfalls Suizid begangen hat oder es versucht hat. Es wird eine genetisch bedingte Veranlagung vermutet.
Persönlichkeit und Entwicklung
Durch die empfindliche Phase eines Menschen vom Jugendlichen zum Erwachsenen kann es bei sozialen Anpassungen Schwierigkeiten geben. Entwicklungsanforderungen, Veränderungen und Krisen begünstigen hier Persönlichkeits- oder Entwicklungsstörungen.
Belastende Lebensereignisse und psychosoziales Umfeld 
Konfliktreiche familiäre Situationen, sexueller Missbrauch, unzureichende Betreuung, fehlendes Verständnis gegenüber Kindern und Jugendlichen begünstigen suizidales Verhalten.
Psychische Grunderkrankungen 
Im Falle einer Depression oder Drogenmissbrauch zeigt sich ein erhöhtes Risiko. Während einer schizophrenen Krankheitsphase kann es zu Wahnvorstellungen und Halluzinationen kommen.

Stark gefährdete Berufsgruppen

Oft sind es mehrere Faktoren, die zusammentreffen. Jedoch spielt nicht nur das Privatleben oder die finanzielle Situation eine große Rolle, sondern auch die berufliche Situation in der sich die betreffende Person befindet. Es gibt Berufe, die sich als extrem belastend herausstellen und auf Dauer die Psyche stark belasten.
Die am meisten gefährdete Berufsgruppe sind auch unsere Zielgruppe – Ärzte. Durch die schwere Belastung und der leichte Zugang zu Substanzen, sind hier vor allem Ärzte gefährdet.
Direkt danach folgen Polizisten, die Umstände sind häufig ebenfalls sehr belastend und der Zugang zu Schusswaffen erleichtert oftmals das Vorhaben.
Chemiker, Sozialarbeiter, Künstler, Landwirte, Pflegeberufe und Seeleute folgen darauf und sind wegen ähnlicher Gründe betroffen: Einsamkeit, Stress und emotionale Belastungen.

Wie gehst du als Notarzt mit Suizid um?

Kommst du zu einer solchen Unfallstelle, gehst du wie bei jedem anderen medizinischen Notfall mit der Feststellung des Todes vor. In diesem Falle ist die Polizei hinzuzuziehen. Die weiteren Maßnahmen sind eine Spurensicherung und die erste Befragung (wenn möglich) von Angehöriger/Zeugen. Hier ist es unabdingbar, eine Grundlage von psychologischer Erstbetreuung zu gewährleisten und die Angehörigen bestmöglich zu unterstützen. Es muss sichergestellt werden, dass die Hinterbliebenen so lange betreut werden, bis sie stabil sind. Es sollte hier immer auch auf zuständige regionale Anlaufstellen, Psychologen, Pfarrer oder Telefonseelsorgen verwiesen werden.

Fazit

Suizid ist und bleibt ein Tabuthema (aus Gründen der Nachahmung und Risikoerhöhung), welches aber für beispielsweise Mediziner oder Polizisten gebrochen werden muss, um sie bestens auf solche Fälle vorzubereiten.
Auch solltest du immer die aktuellen Leitlinien bei einer Reanimation beachten und befolgen. Wenn Du die neuen Rea-Leitlinien auffrischen willst, dann komm uns doch mal besuchen:
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