Schon lange freuten wir uns auf die Schulung beim Roten Kreuz in Mayrhofen im Zillertal. Heute war es endlich soweit – mit Sack und Pack durften wir im Schneegestöber die Anreise auf uns nehmen und 20 motivierte SanitäterInnen auf präklinische Notfälle schulen.
Das Gepäck abseilen – hatten wir noch nie
Eben gerade angekommen und ziemlich froh, nicht vom Winde auf der Anreise verweht worden zu sein – trauten wir unseren Augen nicht: unsere Ausrüstung mit mehr als 400 Kilogramm musste nun auf einer Seilwinde durch einen Schacht in den Keller gehievt werden. Na, wenn das nicht gut geht, dann wars das mit unseren Aufträgen im Herbst 🙂
Doch die Mannschaft leistete vor Ort erstklassige Abseilarbeit und nach nur einer halben Stunde waren unsere Geräte, Simulatoren und Monitore im Keller angelangt – bereit zum Aufbau. Einziger Schönheitsfehler war nun die Uhrzeit: 23:30 zeigte die Uhr, denn Daniel kam mit seinem Team gerade aus Zell am See von einer Ordinationsschulung – eine frühere Anreise war leider nicht möglich gewesen 🙁 .
Der Aufbau ging Dank bester Unterstützung recht zügig
So eine großartige Unterstützung hatten wir noch nie: 4 motivierte Rot-Kreuz Mitarbeiter griffen uns tatkräftig unter die Arme, 150 Meter Kabel wurden verlegt, der Simulations-Raum mit Kameras präpariert und alle Systeme für den kommenden Tag feinjustiert.
Tot ins Bett gefallen
Um ca. 01:00 nachts fielen wir tot ins Bett. So müde waren wir selten – nun schnell 6 Stunden schlafen und dann am nächsten Tag ein knackiges Szenario nach dem anderen simulieren, dachten wir uns! Und wie Babys sind wir eingeschlafen im schönen Zillertal.
Simulation Start
Szenario eins: 4-jähriges Polytraumas
Nach einer Einführung in unsere High-Tech Simulatoren ging es gleich richtig zur Sache. Der 1. Fall hatte es gleich in sich: ein 4-jähriges Kind musste erstversorgt werden. Das Kind wurde Opfer eines schweren Verkehrsunfalls auf der Zillertaler Bundesstrasse.
Schwerpunkte waren eine gute Teamführung von unserem Notarzt Dr. Christian Pardonner. Wir legten Wert auf richtiges Crew Ressource Management, eine effiziente Herzdruckmassage, kurze Hands-Off Zeiten, die richtige Traumaversorgung und auf die Intubation des Kleinkindes.
Nicht gerade einfach und alltäglich, doch die langjährige Erfahrung der Notfall- und Rettungssanitäter und unseres Notarztes Christian machten das erste Szenario zu einer runden Sache. Im Anschluss besprachen wir kleine Details, gaben Tipps zur Optimierung während wir das Szenario Dank Video Debriefing Revue passieren ließen.
Szenario zwei: Kammerflimmern am Gehsteig
Das zweite Szenario forderte das zuerst eintreffende RTW Team ziemlich. Unfallstelle absichern, ein guter und effizienter Basic-Life Support und die Übergabe an den Notarzt lassen selbst zwei Profis schnell an ihre Grenzen kommen. Als der Notarzt eintrifft, wird auf ACLS Maßnahmen erweitert und reversible Ursachen bekämpft. Eine Hypoglykämie war in diesem Fall Auslöser für den unerwarteten Herzstillstand. Doch Dank guidelinekonformer Wiederbelebungsmaßnahmen der 4 motivierten Erst-Helfer konnte der Patient gerettet werden.
Szenario drei: Kleinkind erstickt an einer Haselnuss
Das Team Mayrhofen / Schwaz wird gerufen: ein Kleinkind droht zu ersticken. Diese Szenario ließ die Emotionen hochgehen: denn einen verzweifelten Vater und ein zyanotisches Kind hat man nicht jeden Tag. Die zwei Zweier-Teams arbeiteten hart und kämpften um das Leben des kleines Max. Nur durch eine Intubation und das damit verbundene Vorschieben des Fremdkörpers in die rechte Lunge konnte das Kind gerettet werden. Das war aber knapp. Hier kamen alle Helfer an ihre Grenzen – das Video Debriefing tat gut und reflektierte spannende Phasen und Details dieses Szenarios.
Szenario vier: Bradykardie Notfall beim Herz-Kind
Beim Eintreffen des Notarztes stellten die Helfer einen Rhythmus von 20 Schlägen pro Minute fest. Atropin half leider nicht, der Patient war nämlich herztransplantiert. Daher entschied man sich für ein externes Pacing. Gut, dass das Team so gut ausgebildet war und mit dem Pacer umgehen konnte. Bei 50mA konnte die Frequenz auf 80 ppm angehoben werden. Da der Patient dann schnell zu sich kam, musste das Team diesen auch noch adäquat sedieren und im Anschluss unter Monitoring in die Klinik Innsbruck fahren.
Szenario fünf: instabile Tachykardie bei einem 80-jährigen
Instabile Tachykardien sind gefürchtet: da internistische Notfälle nie auf der Tagesordnung stehen, gelten sie als besonders spannend. Ziele waren eine guidelinekonforme Therapie und eine sichere Kardioversion. Wir riefen schnell alle Algorithmen in Erinnerung, forderten das Team – aber am Ende konnte ein Sinusrhythmus wiederhergestellt werden und der Patient unter stabilen Bedingungen in den RTW eingeladen werden.
Szenario sechs: schwerer Herzinfarkt – und ein defekter Beatmungsbeutel
Herzinfarkte sind schmerzhaft, kritisch und für Rettungs-Teams sehr belastend. Grund genug, dieses Szenario zu trainieren. Schließlich haben sich gerade die STEMI Guidelines geändert – und auf diese sind wir beim Debriefing speziell eingegangen. War sehr spannend und lehrreich für alle! Das Highlight war aber – inklusive für uns – völlig unerwartet: die Beatmung wollte und wollte nicht klappen. Weder mit Larynxmaske, noch mit Tubus ging nichts rein. Auch wir verstanden vorerst nicht, wo das Problem lag. Ein genauer Blick auf den Beatmungsbeutel beim Debriefing löste das Rätsel:
Schmutz im Beatmungsbeutel war für die Beatmungsprobleme verantwortlich. Dadurch wurde das Ventil nicht verschlossen – die ganze Luft entwich. Equipment – Failures sind leider auch im richtigen Leben häufige Ursachen, dass Patienten zu Schaden kommen.
Szenario sieben: schwere Unterkühlung mit PEA
Kalte Patienten neigen zu Rhythmusstörungen. So auch in diesem Fall. Eine PEA musste erkannt und die Reanimation eingeleitet werden. Am Ende konnte das Team die Unterkühlung behandeln, den Patienten aufwärmen und effektiv wiederbeleben. Wir gratulieren euch ganz herzlich!
Szenario acht: Kind blutet stark nach Autounfall
Ein Kind wird am Zebrastreifen vom Auto angefahren und fängt an spritzend zwischen den Schulterblättern zu bluten. Eine nicht wirklich ideale Stelle für die Blutstillung. Da das Kind nicht gleich aufhörte zu bluten, wurde es auf Grund von Hypovolämie reanimationspflichtig. Dieses Szenario war wirklich nicht leicht zu managen, aber den Rettungsteams gelang es dank guter Zusammenarbeit, guter Teamführung und guter Blutstillung das kleine Leben zu retten.
Evaluierungen – ein Traum
Danke für die lieben Worte, danke, für die Gastfreundschaft. Ihr ward einmalig spitze! Fachlich, menschlich und sozial habt ihr alle Größe bewiesen. Wir kommen sehr gerne nächstes Jahr wieder – wie schon besprochen auch gerne zwei Tage!
Tolles Interview mit Robert Hanser – 3 Fragen – 3 Antworten
Trotz eines intensiven Trainingstages bat Robert sich am Ende des Tages noch für ein kleines Interview mit unserem Trainer und Facharzt Daniel Pehböck an. Die Chance nutzten wir und stellten drei Fragen:
Daniel: „Was hat Dir beim Training mit Simulation.Tirol besonders gut gefallen?“
Robert: „Die Professionalität, mit der bei Simulation.Tirol an Dinge herangegangen wird! Die individuelle Gestaltung des Trainings, dass jeder etwas mitnehmen kann! Das persönliche und äußerst kompetente Verhältnis während des Trainings!“
Daniel: „Würde ich anderen Rot-Kreuz Stellen die Schulung mit Simulation.Tirol weiterempfehlen?“
Robert: „Auf jeden Fall! Würde euer Training an Notärzte und NFS und RS weiterempfehlen.“
Daniel: „Was zeichnete das Training im Vergleich zu anderen Anbietern aus?“
Robert: „Die Nachbesprechung nach den Szenarien. Man merkt, ihr seid auf dem neusten Stand der Guidelines und es kann jede Frage beantwortet werden. Die hervorragenden technischen Gegebenheiten, angefangen von Mikros, Qualität der Kameras und natürlich der Wahnsinns-Simulator.“
Wir sagen Danke für die tollen Antworten und das sympathische Interview. 🙂 Ihr ward auch großartig!
Fotogalerie vom Simulationstraining