Die Blutgas-Analyse (BGA) ist ein diagnostisches Instrument, das eine objektive Bewertung der Sauerstoffversorgung, der Beatmung und des Säure-Basen-Haushalts eines Patienten ermöglicht. Mit nur 4 Schritten ist es dir möglich, eine  Blutgas-Analyse zu analysieren!

Warum sollte man das arterielle Blutgas überwachen?

Die Ergebnisse einer BGA zeigen vor allem, wie gut die Oxygenierung deines Patienten funktioniert. BGAs können aber nicht nur Informationen über die Beatmung liefern, sondern auch darüber, wie gut die Nieren und andere innere Organe (der Stoffwechsel) deines Patienten funktionieren. Obwohl alle Daten einer BGA-Analyse nützlich sein können, ist es möglich, die Ergebnisse genau zu interpretieren, ohne alle Werte zu berücksichtigen.

Konzentriere dich vor allem auf diese 6 Werte

#1 + 2: Sauerstoffpartialdruck (pO2) und Sauerstoffsättigung (SaO2)

Die Sauerstoffsättigung (SaO2) misst, wie gut das Hämoglobin im Blut gesättigt ist. Der aus einem Blutgas abgeleitete SaO2-Wert ist dem SpO2-Wert aus der Pulsoxymetrie sehr ähnlich. Der einzige Unterschied besteht darin, dass wir in einem Blutgas die Sättigung des arteriellen Blutes (SaO2) und in der Pulsoxymetrie die Sättigung des peripheren Kapillarblutes (SpO2) messen. In der Praxis sind die Unterschiede zwischen diesen 2 Werten vernachlässigbar. Als Normwerte gelten Werte zwischen 95-100% Sättigung (SaO2 bzw. SpO2)
In der Regel korreliert der Sauerstoffpartialdruck (pO2) mit der Sauerstoffsättigung (SaO2).
Normale pO2 Werte sind 70-90 mmHg bei Raumluft.

#3 + 4: Bikarbonat-Konzentration (HCO3) und Basenüberschuss – Base-Excess (BE)

Einfach ausgedrückt geben die Bicarbonat-Konzentration (HCO3) und der Basenüberschuss (BE) Aufschluss darüber, wie viel Puffer im Blut vorhanden ist. Dies zeigt, wie gut das Stoffwechselsystem des Patienten funktioniert, das eng mit der Nierenfunktion zusammenhängt.
HCO3 und BE werden als Stoffwechselparameter bezeichnet. Der normale Bereich für HCO3 beträgt 22-26 mmol/l und für den Basen-Excess (BE) -2 bis +2. Da diese beiden Werte im Wesentlichen das Gleiche messen, ist es nicht notwendig, beides zu berücksichtigen.

#5: Kohlendioxidkonzentration (pCO2)

Die Kohlendioxidkonzentration (pCO2) gibt Auskunft über die Ventilation und zeigt an, ob die Lungen effektiv arbeiten. Aus diesem Grund wird der pCO2 oft als Atemparameter bezeichnet. Der pCO2 gibt an, wie viel Kohlendioxid ein Patient in seinem Blut hat. Der Normalbereich liegt bei 35-40 mmHg.

#6: Wasserstoff-Ionen-Konzentration (pH-Wert)

Die Wasserstoffionenkonzentration (pH-Wert) gibt Aufschluss über den Säure-Basen-Haushalt. Dies bezieht sich auf die Menge an Säure oder Basen, die ein Patient im Blut hat. Die pH-Skala verwendet Werte von eins bis 14, um anzuzeigen, ob eine Lösung sauer, neutral oder alkalisch / basisch ist.
Damit der Körper effektiv arbeiten kann, muss der pH-Wert des arteriellen Blutes 7,4 betragen. Nur kleine Abweichungen können toleriert werden, ohne negative Auswirkungen zu haben. So sollte innerhalb eines arteriellen Blutgases der Normalbereich für den pH-Wert 7,35-7,45 betragen. Einfach ausgedrückt, wenn der pH-Wert im Bereich von 7,35-7,45 liegt, sind die Säuren und Basen im Blut richtig ausgewogen.
Da kleine Veränderungen des pH-Wertes lebensbedrohlich sind, sind Mechanismen zur Aufrechterhaltung des Säure-Basen-Haushalts unerlässlich. Obwohl die pH-Skala 1,0-14,0 misst, macht ein Blut-pH-Wert von <7,0 oder >8,0 das Überleben eines Patienten fast unmöglich. Daher ist der Körper auf eine Reihe von Puffer angewiesen, um dramatischen Veränderungen des pH-Wertes im Blut entgegenzuwirken.

Alle Normwerte im Überblick

  • pH = 7,35–7,45 ; <7,35: Azidose; >7,45: Alkalose
  • pO2 = 75–97 mmHg
  • saO2 = 95–99 % (Sauerstoffsättigung)
  • pCO2 = 35–45 mm. weniger: Hypokapnie; mehr: Hyperkapnie
  • HCO3(act) = 21–26 mmol/l (tatsächliches Bicarbonat)
  • BE (Basendefizit, Basenabweichung oder base excess) = 0 mval/l (−2 bis +3 mmol/l)

blutgas

Die 4-stufige Blutgas-Analyse – eine How-To Anleitung

Schritt für Schritt Anleitung zur Interpretation einer BGA:

Schritt 1 – pO2 und SaO2

Wenn die pO2- und SaO2-Werte sinken, hat der Patient eine Hypoxämie. Normale oder leicht erhöhte pO2- und SaO2-Werte deuten darauf hin, dass der Patient gut mit Sauerstoff versorgt ist. Sollten diese Werte sinken, musst du dem Patienten Sauerstoff verabreichen und dir überlegen, warum er nicht gut oxygeniert.

Schritt 2 – Der pH Wert

Notiere den pH-Wert, um den Schweregrad von einer Azidose oder einer Alkalose zu bestimmen. Eine Azidose wird durch einen pH-Wert von <7,35 und eine Alkalose durch einen pH-Wert von >7,45 angezeigt.

Schritt 3 – pCO2 und HCO3

Eine respiratorische Störung liegt vor, wenn der pCO2-Wert erhöht oder erniedrigt ist und der HCO3 / BE-Wert normal ist. Umgekehrt deuten ein abnormaler HCO3 / BE-Wert und ein normaler pCO2 auf eine metabolische Stoffwechselstörung hin.

Schritt 4 – Elektrolyte und Hämoglobin

Im Schritt 4 wirfst du einen Blick auf die Elektrolyte. Besonders wichtig ist hier das Kalium – denn eine Hypo- oder Hyperkaliämie kann eine reversible Ursache bei der Reanimation darstellen und würde in diesem Fall dringend therapiert gehören. Normalwerte beim Kalium sind 3,5-4,5 mmol/l.
Zu guter Letzt wirfst du einen schnellen Blick auf das Hb. Das Hämoglobin sagt dir, ob dein Patient anämisch ist oder nicht.
Achtung: eine akute Blutung macht in der Akut-Phase solange keine Hb Änderung, solange du nicht Flüssigkeit in den Patienten reinschüttest. Erst danach fällt der Hb Wert ab! Das heisst, der Hb Wert ist bei einer starken Blutung in der Anfangsphase nicht aussagekräftig, da er (noch) normal ist. Erst durch das Verdünnen mit Flüssigkeit bzw. Infusionen sinkt er zunehmend.

Fazit

Die arterielle Blutgasanalyse ist als Diagnoseinstrument wertvoll, da sie eine objektive Bewertung der Sauerstoffversorgung, der Beatmung und des Säure-Basen-Haushalts deines Patienten ermöglicht. Diese Informationen zeigen dir, wie gut die Oxygenierung und Stoffwechselsysteme deines Patienten funktionieren.
Wenn du weitere Tipps und Tricks zur Interpretation von Blutgasanalysen bekommen möchtest, dann empfehle ich dir unser Beatmungs-Symposium.  Hier trainieren wir mit dir am High-Tech Simulator, wie man gegen pathologische BGAs ankämpfen kann.
Ja, ich will mich über das kommende Beatmungs-Symposium informieren!
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