Notärzte, Intensivmediziner und Jung-Mediziner aufgepasst: in diesem Beitrag erkläre ich dir, was ein Pneumothorax ist und wie man ihn therapiert! Auch lernst du, was ein Spannungspneumothorax ist und was diesen so gefährlich macht. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen meines Beitrags!

Was ist ein Pneumothorax?

Ein Pneumothorax beschreibt eine Ansammlung von Luft im Pleuraraum zwischen Lunge und Brustwand. Zu den Symptomen gehören typischerweise plötzlich auftretende scharfe, einseitige Brustschmerzen und Atemnot. Dabei kann es jederzeit auch zum Ventilmechanismus kommen, sodass die Luftmenge zwischen Brustwand und Lunge stetig zunimmt. Dieses Erkrankungsbild wird als Spannungspneumothorax bezeichnet. Dieser kann unter Umständen sogar zum Tode führen.

Primärer vs. sekundärer Pneumothorax – die Ursachen

Ein primärer Spontanpneumothorax ist ein Pneumothorax, der ohne offensichtliche Ursache und ohne signifikante Lungenerkrankung auftritt.
Ein sekundärer Spontanpneumothorax tritt bei bestehender Lungenerkrankung auf.

Rauchen erhöht das Risiko eines primären Spontanpneumothorax, während die Hauptursachen für einen sekundären Pneumothorax COPD, Asthma und Tuberkulose sind. Ein Pneumothorax kann auch durch ein physisches Trauma des Brustkorbs (einschliesslich einer Explosionsverletzung) oder als Komplikation einer medizinischen Intervention verursacht werden; in diesem Fall spricht man von einem traumatischen Pneumothorax.

Wie stellst du die Diagnose eines Pneumothorax?

Die Diagnose eines Pneumothorax allein durch eine körperliche Untersuchung kann schwierig sein (vor allem bei kleineren Pneumothoraces). Eine Thoraxröntgenaufnahme, eine Computertomographie (CT) oder eine Ultraschalluntersuchung werden in der Regel verwendet, um das Vorhandensein eines Pneumothorax zu bestätigen. Aber Achtung: Andere Erkrankungen, die zu ähnlichen Symptomen führen können, sind ein Hämatothorax (Blutansammlung im Pleuraraum), eine Lungenembolie oder ein Herzinfarkt.

Therapie eines Pneumothorax

Ein kleiner Spontanpneumothorax löst sich in der Regel ohne Behandlung auf und erfordert nur eine Überwachung. Dieser Ansatz ist möglicherweise am besten für Patienten geeignet, die keine zugrunde liegende Lungenerkrankung haben. Bei einem größeren Pneumothorax oder bei Atemnot kann die Luft mit einem dafür geeigneten System (Bülau-Drainage Set etc.), das an einem Einweg-Ventilsystem angeschlossen ist, entfernt werden.

Manchmal kommt es vor, dass eine Operation erforderlich ist, wenn z.B. die Anlage einer Drainage nicht erfolgreich ist, oder als vorbeugende Massnahme, wenn wiederholte Episoden eines Pneumothorax aufgetreten sind. Die chirurgischen Behandlungen umfasst in der Regel eine Pleurodese (bei der die Pleuraschichten zum Zusammenkleben gebracht werden) oder eine Pleurektomie (die chirurgische Entfernung der Pleuramembranen). Und ein Pneumothorax kommt bei Männern häufiger vor, als bei Frauen.

Der Spannungspneumothorax

Obwohl es mehrere Definitionen gibt, wird ein Spannungspneumothorax im Allgemeinen als vorhanden angesehen, wenn ein Pneumothorax (primär spontan, sekundär spontan oder traumatisch) zu einer signifikanten Beeinträchtigung der Atmung oder der Blutzirkulation führt. Ein Spannungspneumothorax tritt tendenziell in klinischen Situationen wie Beatmung, Reanimation, Trauma oder bei Menschen mit Lungenerkrankungen auf.

Die häufigsten Befunde bei Menschen mit Spannungspneumothorax sind Brustschmerzen und Atemnot, oft mit einer erhöhten Herzfrequenz (Tachykardie) und schneller Atmung (Tachypnoe) im Anfangsstadium. Andere Befunde können leisere Atemgeräusche auf einer Seite des Brustkorbs, niedrige Sauerstoffwerte und Blutdruck sowie eine Verlagerung der Luftröhre von der betroffenen Seite aus umfassen. Es kann eine Zyanose, ein veränderter Bewusstseinszustand oder ein hypersonarer Klopfschall (Perkussion) bei der Untersuchung der betroffenen Seite vorliegen. Ein Spannungspneumothorax ist ein medizinischer Notfall und kann eine sofortige Behandlung erfordern.

Ein Spannungspneumothorax kann auch bei einer Person auftreten, die mechanisch beatmet wird; in diesem Fall kann er schwer zu erkennen sein, da die Person typischerweise sediert ist. Daher wird ein Spannungspneu oft erst wegen einer plötzlichen Verschlechterung des Patientenzustands festgestellt.

Neuere Studien haben gezeigt, dass die Entwicklung von Spannungspneumothoraces nicht immer so schnell verläuft wie bisher angenommen. Eine Abweichung der Luftröhre nach einer Seite und das Vorhandensein eines erhöhten Venendrucks in der Halsader (gedehnte Halsvenen) sind als klinische Anzeichen nicht zuverlässig.

Therapie eines Spannungspneumothorax

Sollte dein Patient hämodynamisch instabil werden, massive Luftnot entwickeln oder unerträgliche Schmerzen erleiden, musst du als Arzt eine sinnvolle Therapie einleiten. Hier ist vor allem schnelles und richtiges Handeln gefragt.

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Anlage einer Thoraxdrainage

Auf der vorderen bis mittleren Axillarlinie im 4. Intercostalraum solltest du nach Bülau eine Thoraxdrainage legen. Dass dieses Unterfangen nicht gerade einfach ist, kann ich dir an dieser Stelle schon mal verraten. 🙂 Du bekommst hier eine Schritt-für-Schritt Anleitung, wie du im Idealfall vorgehen kannst.

Zur Info: die Anlage nach Monaldi (2. ICR mittlere Clavicularlinie) ist im Moment nicht mehr die 1. Wahl, da selten erfolgreich!

Schritt-für-Schritt Anleitung für die Technik nach Bülau

#1: Desinfiziere das entsprechende Areal großflächig.

#2: Sediere deinen Patienten sicher und effektiv. Wie das geht erfährst du in unserem Sedierungskurs!

#3: Gehe am Oberrand der Rippe mit einem Skalpell ein, präpariere stumpf weiter, bis dein Finger in der Pleurahöhle landet.

#4: Schiebe nun vorsichtig eine geeignete Drainage in den Pleuraraum, die du anschließend mit 3-4 Nähten fixierst.

#5: Achte auf die Hämdoynamik deines Patienten. Diese sollte sich nun bessern. Wenn nicht, erwäge eine weitere Anlage und das Hinzuziehen von Profis.

Magst du die Anlage nach Bülau am Schwein üben? Dann komm in unser Atemweg-Symposium!

Wie beatmet man einen Pneumothorax-Patienten am besten?

Gute Frage! Am besten gar nicht! Warum? Durch eine positive Druckbeatmung verschlechtert man den Patientenzustand meist noch. Daher mein Tipp: beatme deinen Patienten nicht, solange es noch akzeptabel ist bzw. erst, sobald du eine sichere Thorax-Drainage gelegt hast.

Welche Beatmungseinstellungen du in diesem Fall wählen solltest, erfährst du in unserem spannenden Beatmungs-Symposium!

Beatmungseinstellungen am Simulator üben? Dann komm in unser Beatmungs-Symposium!

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