Der Coronavirus, Sars-CoV-19, wie er im vollen Namen heißt, gehört zur Familie der Coronaviridae. Diese Viren befallen sowohl Tiere als auch Menschen, wobei sie in letzterem meist respiratorische Erkrankungen auslösen. Über den genauen Ursprung des Sars-CoV-19 Virus ist man sich noch nicht ganz einig (Stand 23.3.2020, 13:45 Uhr). Man vermutet, dass das Virus ursprünglich von Fledermäusen stammt und über Zwischenwirte wie Schlangen oder Schuppentiere auf den Menschen übertragen wurde.
Wie wird das Virus von Mensch zu Mensch weitergegeben?
Die Übertragung des Virus erfolgt über Kontakt-, Tröpfchen- oder Schmierinfektion. Auch eine Luftübertragung über Klimaanlagen etc. wird derzeit heftig diskutiert und gilt immer mehr als wahrscheinlich.
Mit diesen Symptomen kommen Patienten zu dir
Aus einer Metaanalyse von 50 000 Patienten ließen sich folgende Leitsymptome heraus rechnen:
• Fieber 98%
• Dyspnoe 30%
• Husten (meist trocken) 72%
• Myalgien 42%
• Diarrhoe 10%
Diese 5 Patienten-Typen gibt es
Um dir einen besseren Überblick zu verschaffen, haben wir uns vier verschiedene Phänotypen von häufigen Symptomvariationen herausgesucht und diese genauer beleuchtet. Dabei werden wir vom leichten bis hin zum schweren Krankheitsverlauf auf die Leitsymptome, Diagnostik sowie Therapieoptionen eingehen.
Patienten-Typ #1
Dieser Patient kommt zu dir und präsentiert sich mit dem Leitsymptom Fieber – ganz ohne kardiale sowie pulmonale Auffälligkeiten. Sein SPO2 liegt bei >95% und er hat keinerlei Atembeschwerden. Diese Patientengruppe wird dir am häufigsten begegnen.
Bei diesen Patienten ist in der Anamnese zu erheben, ob er in den letzten 2 Wochen Kontakt zu einem bestätigten COVID-19 Patienten hatte, oder sich in einem Risikogebiet aufhielt. Trifft eines der beiden Kriterien zu, so ist ein COVID-Abstrich zu entnehmen.
Anschließend unterzieht man den Patienten einem Walking-Test. Das heißt man lässt ihn 20m durch die Praxis gehen, oder 10 Kniebeugen durchführen. Zeigt sich dabei kein Sättigungsverlust (SPO2<90%), so kann man den Patienten entlassen.
Dieser Patient sollte sich nun in häusliche Selbst-Quarantäne begeben und seinen Krankheitszustand selber überwachen.
Patienten-Typ #2
Dieser Patient präsentiert sich mit Fieber, COVID-typischen Veränderungen im Herz-Lungen Röntgen/CT (bilaterale, subpleural imponierende Milchglaseintrübungen und Konsolidierungen von Lungenabschnitten) sowie einer Hypoxämie in der arteriellen Blutgasanalyse (BGA).
Bei dieser Patienten-Gruppe empfiehlt sich folgender standardisierter Ablauf:
1. Sauerstoffgabe („treat first what kills first“)
2. Großes Labor + Procalcitonin + BGA
3. Thorax CT
4. 3 paar Blutkulturen
5. Mykoplasma PCR aus dem Sputum
6. Legionellen und Pneumokokken Antigenetest aus dem Harn
7. Influenza + COVID-19 Test
Weiters sollte dieser Patient auf eine COVID-Station aufgenommen werden.
Patienten-Typ #3
Diese Patientengruppe präsentiert sich mit Fieber, Hypoxämie in der arteriellen BGA, Tachypnoe (20-30 Atemfrequenz in Ruhe) und multiplen Verschattungen im Lungen-CT/Röntgen. Allerdings lässt sich sein SPO2 auf >90% steigern durch O2 Insufflation. Es folgt der standardisierte Ablauf (siehe oben). Dieser Patient sollte wenn möglich stationär aufgenommen werden.
Patienten-Typ #4
Wie auch der Phänotyp Nr. 3 klagt zeigt dieser Patient Fieber, Hypoxämie in der arteriellen BGA, eine Tachypnoe (>30 AF in Ruhe) und multiple Verschattungen im cardiopulmonalen CT/Röntgen. Im Unterschied zu obigem Patienten lässt sich allerdings keine rasche Besserung des SPO2 durch O2 Insufflation erzielen.
Diese Patienten benötigen nach dem standardisierten Ablauf ein rasches Monitoring, sowie eine nicht-invasive Beatmung (NIV). Diese sollte bevorzugt mit einem dichtsitzenden Helm erfolgen – um die potentielle Luftübertragung zu minimieren. Weiters empfehlen wir ein Herz-Echo sowie die Evaluation einer frühzeitigen Intubation bei weiterer respiratorischer Verschlechterung.
Patienten-Typ #5
Diese Patientengruppe umfasst typischerweise Männer zwischen 35-70 Jahren. Sie präsentieren sich mit Fieber, ausgeprägter Hypoxämie (paO2<40mmHg), Tachypnoe (>30 AF), eventuelle neurologische Eintrübungen sowie einer hämodynamischer Kompromittierung.
In diesem Fall sollte ebenfalls der standardisierte Ablauf abgearbeitet werden, wobei dadurch ein schneller Transport auf die Anästhesie nicht verzögert werden darf. Im Thorax-Echo lassen sich hier zwei typische Bilder unterscheiden:
• Interstitielle Symptome „wet“: B-lines und Sliding ist positiv. Hier ist eine nicht invasive Beatmung (NIV) indiziert.
• Interstitielle Symptome „dry“: multiple subpleurale Verdichtungen und reduziertes Sliding. Hier ist eine frühzeitige Intubation indiziert.
Zusammenfassung der verschiedenen Phänotypen
Wie man in diesen 5 Beispielen sehen kann, laufen die schwereren Krankheitsfälle der COVID-19 Erkrankung alle auf eine Intensivmedizinische Beatmung hinaus. Dafür ist speziell intensivmedizinisch geschultes Personal unabdingbar. Wenn auch du lernen willst wie man COVID-19 Patienten richtig beatmet, dann schau doch in unserem beliebten Beatmungssymposium vorbei.
Wie beatmet man COVID-19 Intensivpatienten?
Nicht-invasive Beatmung (NIV):
Diese Art der Versorgung ist im Hinblick auf COVID-19 Patienten generell derzeit nicht empfohlen. Von Erfahrungswerten aus China und Italien lässt sich eine verzögerte endotracheale Intubation, ein erhöhtes Risiko von Luftübertragung sowie eine erhöhte Verschlechterungsrate der Patienten beobachten.
Sollte man sich trotzdem für eine NIV entscheiden, so wird die High-flow-nasal-Oxygenation Therapie empfohlen. Dabei sind vor allem die richtige Schutzausrüstung für das Personal, sowie eine moderate Flow-Einstellung (15-30L) zu beachten.
Invasive Beatmung:
Befindet sich dein Patient in einem Acute respiratory Failure (ARF), so ist die mechanische Ventilation das Mittel der Wahl. Dabei sollte ein geringes Tidalvolumen (6ml/kg KG) sowie ein erhöhter PEEP (10-15 cmH2O) angestrebt werden. Außerdem sollten in diesem Fall auch Virenfilter, anstatt HME-Filter, verwendet werden und die Systeme möglichst selten ausgetauscht werden. Die Patienten sollten wenn möglich nie vom Tubus diskonnektiert werden, um Infektionen zu vermeiden.
Fazit
Was tun, wenn dein Patient ein akutes Lungenversagen entwickelt, dass du zu invasiven notfallmedizinischen Maßnahmen greifen musst? In unserem Beatmungs-Symposium erfährst du alles, was du zum Thema Beatmungsmaschine wissen musst.
Was lernst du im Beatmungs-Symposium?
- Für Kinder & Erwachsene die passenden Beatmungs-Einstellungen finden
- Du erhältst viele nützliche Tipps zu vielen bekannten Beatmungsformen wie BIPAP, APRV, PCV, VC, PPS oder ASB
- Krankheitsbilder ARDS, COPD, Asthma, Adipositas optimal behandeln
- Du lernst die Vor- und Nachteile einer NIV Beatmung
- Patienten mit Lufthunger gekonnt bei ihrer Atemarbeit unterstützen
- Du verstehst die physiologischen Grundlagen in der Beatmung
- Interpretiere Blutgasanalysen (BGA) richtig und steuere dagegen
- Weaningstrategien auf Intensiv-Station
Ja, ich möchte mehr Informationen über das Beatmungs-Symposium erhalten!
(c) istockphoto.com – Stadtratte
Das war eine sehr prägnante und hilfreiche Zusammenfassung . Wie auch in Deinen Kursen (!) bringst Du wieder einmal das Wichtigste auf den Punkt. Danke!
Danke! Sehr gerne